Was es mit diesem Trend aus den Niederladen auf sich hat und warum du „die Kunst des Niksen“ auch für dich nutzen solltest liest du hier!
Klingt im ersten Moment supereinfach, ist tatsächlich aber gar nicht so leicht. Um Körper und Geist Auszeiten vom Alltagsstress zu gönnen, hat sich der Trend aus den Niederlanden aber bewährt: reines Nichtstun. Wir zeigen dir, wie es richtig geht.
Endlich Wochenende. Endlich mal nichts tun. Alle fünf gerade sein lassen – so sagt man es doch? Und doch tun wir es eigentlich nie. Während es vielen von uns schon schwerfällt, still zu sitzen, ist es für andere eine Herausforderung, sich dabei nicht medial berieseln zu lassen oder sogar mit einem Buch abzulenken. Wie schön wäre es, wenn wir uns einfach mal gemütlich unter die Kuscheldecke verkrümeln, den Vögeln beim Zwitschern lauschen oder der Sonne beim Untergehen zusehen – wer das in einer hektischen Gesellschaft noch kann, ist wirklich so was von Zen, oder?
Im Prinzip geht’s genau darum. Denn was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit ziemlich schwer. Denn wann nehmen wir uns die Zeit dafür wirklich? Ständig haben wir etwas Besseres zu tun oder haben Angst, etwas zu verpassen – und sei es nur der neue Netflix-Film oder die Insta-Story der Arbeitskollegin. Selbst im Zug oder in der Bäckerschlange checken wir unsere Mails, anstatt kurz innezuhalten. Wir sind gefangen in unserem eigenen Hamsterrad. Schließlich scheint jede Form des unproduktiven Nichtstuns wie ein Angriff auf unser Streben nach Effizienz und Optimierung. Welch Irrtum!
Und so lernst du die Kunst des Niksen:
Langeweile ist das grösste Geschenk, was wir uns machen können
Wir haben einfach nur verlernt, sie zu genießen bzw. Zeit mit uns selbst zu ertragen! Dabei bringt eine geistige Verschnaufpause echt viel Positives mit sich – sie ist wie ein Update fürs Gehirn, aus dem wir gestärkt hervorgehen. Außerdem können regelmäßige Auszeiten unsere Selbstwahrnehmung verbessern. Nichtstun löst verworrene Gedankenknoten und schafft Raum für neue Ideen
Doch wer sich dabei schlecht fühlt, weil er das Nichtstun mit Faulheit gleichsetzt, liegt ganz und gar falsch. Es geht vielmehr darum, die Gedanken kreisen zu lassen – Nachdenken, Tagträumen, sogar Brainstormen –, alles ist erlaubt, außer eben, etwas bewusst zu tun.
Denn genau dann wird das sogenannte Ruhestandsnetzwerk im Gehirn aktiv – es lässt unsere Gedanken schweifen. Bedeutet: Wenn unser Körper nichts tut, passiert in unserem Kopf sehr viel. Hirnforscher:innen bestätigen seit Jahren das Phänomen, dass bei Menschen besonders in Leerlaufzeiten kreative Prozesse in
Gang gesetzt werden. Bester Beweis dafür: der plötzliche Geistesblitz unter der Dusche. Wer dagegen Produktivitätsdruck hat, ist oft besonders unproduktiv.
Würden wir dem Nichtstun also mehr Raum schenken, wäre unser Leben vermutlich glücklicher, gesünder und leichter. Das zu wissen ist gut – danach zu handeln jedoch ein langer Weg. Sinnhaftes Zeitverschwenden scheint in unserer Leistungsgesellschaft vielleicht sogar radikal. Doch wir können uns ein klein wenig selbst austricksen –
wenn wir es als fixes „To do“ in unseren Kalender eintragen.
„Würden wir dem Nichtstun mehr Raum schenken, wäre unser Leben vermutlich glücklicher.“
Auszeiten verteidigen
Sich eine Auszeit einzuplanen beweist Stärke. Noch stärker müssen
wir sein, wenn wir sie verteidigen und das Zeitfenster nicht wieder füllen. Es hat absoluten Vorrang, auch seinen eigenen Platz einzuräumen. Sei direkt: Nein sagen fällt im ersten Moment oft schwer, weil es beim Gegenüber eine kurzfristige Enttäuschung hervorruft. Wenn man aber kurze und klare Worte findet, sich zu erklären, wird dieses Gefühl gar nicht erst aufkommen. Zum Beispiel: „Tut mir leid, heute geht es nicht. Ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun, dass ich mir vorgenommen habe, mir Zeit für mich zu nehmen.“
Alleine sein geniessen lernen
Wenn du das nächste Mal alleine zu Hause bist, leg dein Telefon in einen anderen Raum oder in eine Schublade. Suche ein schönes haptisches Erlebnis, wofür du deine Hände brauchst (um sie auszutricksen) – wie zum Beispiel einen Tee kochen und trinken, den Hund streicheln oder eine Zeitschrift durchblättern. Konzentriere dich genau darauf und atme bewusst – nach kurzer Zeit sinkt man tief in die Entspannung und hat nicht mehr das Gefühl, etwas zu versäumen. Um niksen zu können, muss man es schaffen, den Kopf freizumachen. Das klappt am besten, wenn man störende Ablenkungen beseitigt und sich auf ganz einfache Freuden einlässt.
Für mehr fette Entspannung lies unbedingt auch unser Interview mit der Entspannungs-Coachin Hanja!