Wir alle träumen von der Liebe und davon, glücklich zu werden. Doch wie schafft man das? Und ist es nur ein Vorurteil, dass es Curvys beim Kennenlernen oft schwerer haben? Genau diese Fragen haben wir Dr. Sandra Köhldorfer gestellt.
Sie hat Charme, Humor und ein Händchen für die Liebe! Seit 2014 ist Dr. Sandra Köhldorfer als Psychoanalytikerin bei der Sat.1-Erfolgssendung „Hochzeit auf den ersten Blick“ dabei – und verzaubert alle. Auch privat hat die Österreicherin ihr Glück gefunden. Seit drei Jahren liebt sie einen US-Amerikaner. Höchste Zeit also, dass sie ihr Wissen mit uns teilt.
the Curvy Magazine: Als Expertin bei „Hochzeit auf den ersten Blick“ sorgen Sie dafür, dass Wildfremde sich nicht nur heiraten, sondern sich auch ineinander verlieben. Wie klappt das?
Die Kandidaten durchlaufen eine Analyse-Phase. Sie füllen Tests aus, geben uns Einblicke in ihr bisheriges Liebesleben, stellen sich selbst und auch den Wunschpartner dar. Wir Experten wenden dann die Wissenschaft der Liebe an, das heißt Matching-Algorithmen und unser Erfahrungswissen, wer mit wem zusammenpasst und wer nicht. Im Idealfall treffen sich zwei einander fremde Menschen, die aus wissenschaftlicher und psychologisch-psychotherapeutischer Sicht sehr gut zusammenpassen. Es geht hier nicht nur um Faktoren, die eine kurze Verliebtheit wahrscheinlich vorhersehbar machen, sondern vor allem um langfristige Kompatibilität. Verliebtheit ist zu Beginn immer hilfreich, damit es zwischen zwei Menschen „funkt“. Wir haben aber eine dauerhafte Liebe zum Ziel – und das ist uns schon einige Male gelungen.
Dr. Sandra Köhldorfer: In den vergangenen Staffeln haben wir leider noch keine kurvigen Frauen oder Männer gesehen. Wieso nicht?
Bislang ist es daran gescheitert, dass der Großteil unserer männlichen Bewerber angibt, eine schlanke Frau zu wollen, und auch Bewerberinnen sich überwiegend einen schlanken Mann wünschen. Beim Matching müssen wir Vorlieben und Wunschvorstellungen miteinbeziehen. Das ist wichtig für die erste Anziehung und Kennenlernphase, aber jede*r sollte sich bewusst sein: Ein Partner, der dem äußerlichen Idealbild entspricht, ist kein Garant für die große Liebe. Aber ich merke, dass in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden hat und Männer wie Frauen offener geworden sind. Was auch ein Problem ist: Es gab nicht genügend kurvige Bewerber*innen. Ich befürchte, dass sich viele Frauen aus Angst vor öffentlicher Kritik nicht getraut haben, sich zu bewerben, und leider viele Männer nicht gerne öffentlich dazu stehen, dass sie Frauen mit Rundungen bevorzugen. Ich hoffe, das ändert sich.
Kann es also sein, dass wir bald vielleicht eine Curvy-Version bekommen?
Es ist ein Wunsch von mir, dass wir das ganze breite Spektrum an Menschen in allen Formen und Farben zeigen. Das schließt mit ein, auch Singles und Paare mit großen Größen in einer Staffel zu matchen. An uns Experten soll es zumindest nicht scheitern. Es hängt wie immer von den Bewerber*innen, deren Wunschvorstellungen und davon, wie sie zusammenpassen ab, welche und wie viele Paare wir am Ende finden.
Das Gute ist, dass Attraktivität vieles sein kann: Intelligenz, Humor, Großherzigkeit, Charme, Selbstliebe. Am ende kommt es auf die “Person als Ganzes” an und nicht nur auf den Körper.
Glauben Sie, dass es kurvige Frauen beim Dating und in der Liebe schwerer haben?
Leider ja. Ich erlebe häufiger, dass Männer negative Kommentare äußern, bevor sie die Frau in echt gesehen oder ihr eine echte Chance gegeben haben. Das Problem ist, was diese fälschlicherweise mit großen Größen assoziieren: dass die Frauen nicht aktiv genug sind, sich vielleicht nicht genug um sich selbst kümmern etc. In Paarbildungsphase eins geht es um Attraktivitätsfaktoren, nicht um die wichtigeren inneren Werte und die Persönlichkeit. Plus Size passt eben nicht in das gelernte, sozial vorherrschende erwünschte Idealbild. Das Gute ist, dass Attraktivität vieles sein kann: Intelligenz, Humor, Großherzigkeit, Charme, Selbstliebe. Am Ende kommt es auf die „Person als Ganzes“ an und nicht nur auf den Körper. Glücklich sind jene, die das schon früh bei der Partner*innensuche erkennen.
Was macht kurvige Frauen Ihrer Meinung nach so besonders?
Es gibt viele Menschen, die schlank, aber langweilig sind. Und kurvige Frauen haben oft viel mehr Charme und sind von ihrer Persönlichkeit her vielfältiger. Viele haben schon früh gelernt, dass sie mehr tun müssen, um geliebt zu werden, weshalb sie in Beziehungen öfter die Initiative ergreifen und kreativer sind. Ich kenne viele Frauen, die schon immer mollig waren oder sogar etwas mehr als das – und mit sehr feschen Männern zusammen sind! Warum? Weil sie witzig sind, sich selbst akzeptieren und lieben, Liebe und Wärme geben, oft mehr Weiblichkeit und Sinnlichkeit verkörpern. Es geht nicht mehr darum, äußeren Schönheitsidealen nachzujagen, sondern sein ganz individuelles körperliches Wohlbefinden zu erreichen und zu leben.
Aber wie schafft man es – gerade, wenn man in der Liebe bereits enttäuscht
wurde –, Selbstbewusstsein auszustrahlen?
Erst einmal ist es wichtig, negative Glaubenssätze zu hinterfragen, die einen belasten. Und dann muss man sich fragen: Stimmt es, dass ich keine schöne Frau bin, nur weil ich 10, 20, 40 Kilo mehr als „normal“ habe? Wer sagt das? Und: Was ist für mich Weiblichkeit, was finde ich schön und wie schaffe ich es, mich selbst zu lieben? Es ist wichtig zu verinnerlichen: „Ich liebe mich so, wie ich bin. Ich bin gut genug. Ich bin jederzeit absolut liebenswert.“ Generell gilt: Liebe dich selbst, dann wird es (bald) auch ein anderer tun. Man muss Enttäuschungen hinter sich lassen und sich klar machen: Ich bin mehr als mein Körper, ich bin mehr als meine Rundungen. Ich kann jeder kurvigen Frau den Tipp geben, sich zu sagen: Was will ich mit so einem Mann? Mit einem, der meinen Körper nicht zu schätzen weiß? So jemand hat nichts in meinem Bett verloren! Weitere Tipps für mehr Selbstbewusstsein findest du hier.
Mich haben Männer wahrgenommen, wenn ich ein paar Kilo mehr gewogen habe.
Haben Sie es selbst schon erlebt, dass der Körper bei der Paarsuche im Fokus stand?
Ehrlich gesagt haben mich Männer meist dann wahrgenommen, wenn ich ein paar Kilo mehr gewogen habe. Wenn ich dünn war und meine durchtrainierten 55 Kilo und einen super Hintern hatte, hat sich kein Mann für mich interessiert. Und immer, wenn ich an der obersten Grenze war, haben sie witzigerweise fast Schlange gestanden. Ich kann bis heute nicht genau sagen, woran es lag. Aber wenn man wochenlang ohne Kohlenhydrate lebt, ist die Laune im Keller. Vielleicht konnte ich nicht genügend locker lassen, entspannt und lustig sein, mich amüsieren, fühlte mich selbst auch wenig sanft, warm, weiblich, in meiner Stärke. Und ganz ehrlich: Auch wenn ich selbst mit Supermodel-Männern zusammen war und am eigenen Sixpack nah dran war: Ich empfehle, bei der Partner*innennsuche andere Dinge in den Fokus zu rücken.
So hält die Liebe wirklich – 4 hilfreiche Tipps:
Die erste Verliebtheit ist wunderbar, doch das, was danach kommt, erfordert Arbeit. Wenn ihr euch an diese Experten-Tipps haltet, steht dem großen Glück nichts im Wege.
1. Kommunikation
Viele hören in der Liebe dann auf zu reden, wenn es am wichtigsten wäre, es zu tun. Gebt einander täglich ein Bild darüber, was euch bewegt, was ihr denkt und fühlt.
2. Paar-Reflexion
Fühle und handle ich so, wie meine Eltern sich dem Partner gegenüber gefühlt oder wie sie in ihrer Beziehung gehandelt haben? Welchen Elternteil könnte ich gerade verkörpern? Was ist mein Anteil, was ist der des anderen aus seiner früh erlebten Elternpaar-Beziehung?
3. Verantwortung für die eigenen Gefühle
Natürlich hätten wir gerne, dass
der andere die Verantwortung oder auch die Schuld dafür trägt, wie es in unserem Gefühlsleben aussieht. Aber es ist wichtig, bei sich zu bleiben. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, wie er fühlt und wie er damit umgeht.
4. “50:50”-Gebot des gütigen Gleichgewichts
Deine innere Haltung sollte sein, dass in allen Situationen ein Fünfzig-fünfzig-Gebot herrscht. Beide sind gleichwertig, beide Bedürfnisse gleichwertig und auch bei einem Konflikt sollte jeder sich zur Hälfte dafür verantwortlich fühlen.