„Juliette im Frühling“ ist ein Muss für alle, die die kleinen, aber wichtigen Momente im Leben zu schätzen wissen. Lies hier, worum genau es geht!
Blandine Lenoir, die für ihren Film „Madame Aurora und der Duft von Frühling“ bekannt ist, bringt mit Juliette im Frühling eine Geschichte auf die Leinwand, die auf der autobiografisch inspirierten Graphic Novel „Juliette: Gespenster kehren im Frühling zurück“ von Camille Jourdy basiert.
Darum geht es: Die Kinderbuchillustratorin Juliette kehrt aus Paris in ihr Heimatdorf in der französischen Provinz zurück, um ihren depressiven Verstimmungen zu entkommen. Doch statt der ersehnten Ruhe und Klarheit erwartet sie das gewohnte Alltagswahnsinn: ihre Schwester die in einer Lebenskrise steckt, ihr liebevoller, aber schweigsamer Vater der etwas im Selbstmitleid feststeckt, ihre extrovertierte Mutter, die ihr leben und ihre Meinung laut lebt, und ihre geliebte Großmutter, die sich mit ihrem neuen Leben im Altersheim arrangieren muss. Und dann kreuzt auch noch ein sympathischer und etwas einsame Fremder Juliettes Weg.
Juliette im Frühling…
… ist ein Film, der die stillen, kleinen Momente des Lebens beleuchtet und sie zu den wahren, großen Momenten macht. Mit beeindruckender Sensibilität zeigt der Film das es diese vielen winzigen Augenblicke, welche fast untergehen sind, die unsere Leben ausmachen. Momente, in denen wir uns erlauben, zickig zu sein, tief berührt zu werden oder aus vollem Herzen ein Lied mitzusingen, auch wenn die Töne schief sind. Momente der Intimität und Spontaneität – wie Sex im Gartenhäuschen oder nackt durch eine Blumenwiese rennen – werden ebenso zelebriert wie das gedankliche Durchspielen aller Interpretationsmöglichkeiten einer SMS. Das Lachen mit den Eltern oder ein Streit, eine erste Begegnung, der Moment, in dem wir spüren, dass uns jemand wirklich versteht – all das sind die Bausteine unserer Existenz. Das Gespür für die kleinen Details des Familienlebens, die es im Kern ausmachen, trifft ins Herz und fühlt sich herrlich vertraut an.
Juliette im Frühling stellt aber auch die Frage, wann wir wirklich wir selbst sind – nur dann, wenn wir unbeobachtet sind? Er stellt die Frage, ob wir unser eigenes Leben leben oder nur die Erwartungen, die wir glauben erfüllen zu müssen, das Gefühl, doch „alles“ zu haben und dennoch eine unerfüllte Sehnsucht zu spüren. So wie die Schwester der Protagonistin, eine gestresste Mutter, die alles im Blick hat, sich um alle kümmert und doch kaum Zeit für sich selbst findet. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Gurken auf eine ganz bestimmte Art und Weise geschnitten werden müssen und der Tisch genau nach ihren Vorstellungen gedeckt sein muss, sonst scheint alles ruiniert. Die verschiedenen Charaktere sind uns irgendwie vertraut und könnten genauso gut aus der eigenen Familie stammen und entlocken uns ein Schmunzeln und zu weilen auch ein Augenrollen.
Der Film fängt einfühlsam die Momente ein, in denen vieles im Raum steht, aber dennoch ungesagt bleibt. Er beleuchtet die unangenehme, ungeschminkte Wahrheit des Alltags: wie wir uns selbst und andere belügen, welche Seiten und Momente wir verdrängen, um uns der Realität nicht stellen zu müssen. Beschützen und beschützt werden hat seinen Preis, und die unangenehmen Gefühle, die in uns schlummern und die wir nicht verarbeiten oder sehen wollen, kommen irgendwann zum Vorschein und zwingen uns zur Auseinandersetzung. Kommunikation und Ehrlichkeit sind auch hier zentrale Themen, denn Liebe ist nicht schwarz oder weiß, sondern hat viele Grautöne und manchmal ist ein Streit nur eine andere Art “Ich liebe dich” zu sagen.
Juliette im Frühling ist laut und leise, chaotisch und harmonisch zugleich. Er zeigt die vielen Facetten des Familienlebens und warum gerade diese Mischung es so schön macht. Ein Film, der keine einfachen Lösungen anbietet, sondern zum Nachdenken und Hinterfragen der eigene Familiengeschichte anregt. Mehrere der Darsteller:innen sind mehrgewichtig und ohne Body-Diversity zum Thema zu machen, wird das Thema einfach ganz selbstverständlich integriert und dargestellt, wie vielfältig unsere Gesellschaft eben aussieht. Blandine Lenoir beweist damit, wie unterschwellig und doch kraftvoll Empowerment auch sein kann.
Dank der brillanten schauspielerischen Leistungen von Izïa Higelin, Jean-Pierre Darroussin, Sophie Guillemin und Noémie Lvovsky sowie der meisterhaften Regie von Blandine Lenoir ist dieser Film ein Muss für alle, die die kleinen, aber bedeutsamen Momente des Lebens zu schätzen wissen. Ab 18. Juli startet der Film in den deutschen Kinos.
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