Caterina Pogorzelski ermutigt ihre Klientinnen u. a. zu mehr Selbstliebe und Körperakzeptanz und kennt sich daher gut mit dem Vergleichen aus. Wir haben sie gefragt: Wann lohnt sich Vergleich, wann schadet er?
Alle Menschen vergleichen. Wir können gar nichts dafür, dass wir das tun“, sagt Caterina Pogorzelski. „Wir werden von klein auf darauf konditioniert, und das von Generation zu Generation. Vergleich ist quasi in unserer DNA gespeichert und je nachdem, in welchem gesellschaftlichen Kontext wir uns bewegen, Teil der Erziehung.“ Ihn grundsätzlich als schlecht zu bezeichnen, sei jedoch falsch. Besser: differenzieren und individuell und zeitpunktabhängig schauen, welches Gleichsetzen uns (aktuell) guttut und welches schlecht für uns ist.
Caterina Pogorzelski
ist Systemischer Personal & Business Coach, Moderatorin, Hypnose-Coach, Wingwave Coach, EFT-Coach, Systemischer Team Coach & Teamentwicklerin, Sprecherin, Podcasterin und Stylistin. Über ihren „Megabambi“- Podcast sowie ihren Instagram-Kanal inspiriert sie Frauen dazu, zufrieden mit sich selbst und ihrem Körper zu sein. Kontakt und Infos unter www.caterina-pogorzelski.de
Bild ©Caterina Pogorzelski, privat
„In dem Moment, in dem wir den negativen Vergleich mit anderen stoppen, haben wir eine Chance, die Schönheit in uns zu sehen.“
Caterina Pogorzelski
POSITIVEN VON NEGATIVEM VERGLEICH UNTERSCHEIDEN
Um die Art von Vergleich einzuordnen, muss man genau hinschauen: Zieht mich ein Vergleich runter, macht er mich fertig, erzeugt er destruktive Gefühle und Gedanken, bremst er mich aus oder lässt mich lethargisch werden, ist er ungesund. Beeinflusst er mich dagegen positiv, motiviert er mich und bringt er mich eventuell auf meinem Weg voran, dann könnte er sich sogar lohnen, sagt Caterina Pogorzelski.
DEN EIGENEN WERT KENNEN
Immer geht es beim Vergleichen auch darum, dass wir Wertschätzung oder Anerkennung von anderen wollen. Das ist menschlich. Wichtig dabei ist aber, dass du andere nicht steuern lässt, welchen Wert du dir selbst gibst. Erkenne im ersten Schritt, dass du einen Wert hast. Einen, mit dem du bereits auf die Welt gekommen bist und für den du nichts tun musst. Er ist dein Geburtsrecht – unabhängig davon, was du im Leben leistest. Wenn es dir schwerfällt, deinen eigenen Wert zu sehen, mache Folgendes: Schreibe ALLE deine Fähigkeiten und Talente auf („Ich bin …“ – z. B. stark, intelligent, kommunikativ). Diese Liste holst du hervor, wenn du dich (mal wieder) im Vergleich verlierst.
TRIGGER ENTDECKEN
Warum vergleichen wir uns eigentlich? Meist, so Caterina Pogorzelski,
stecken Prägungen, Trigger oder das gesellschaftliche System dahinter. Wenn man ein Thema mit Vergleich hat, sollte man eine Bestandsaufnahme machen: Liegt es an meiner Erziehung? An meinem Arbeitsumfeld? Es lohnt sich, diese Dinge in Gesprächen (mit Freundinnen, im Coaching oder einer Therapie) aufzuarbeiten und herauszufinden, wo sie entspringen – damit wir die Ursache finden und heilen und nicht nur die Symptome.
UNGÜNSTIGE VERGLEICHSPARTNER ENTLARVEN
Du bist gerade in deiner ersten Yoga-Stunde und fühlst dich wie ein Körper- klaus, weil die auf der Matte neben dir sich im Sonnengruß viel besser bewegen kann? Mache dir beim Vergleichen bewusst, an wem du dich misst, und frage dich: „Ist es überhaupt möglich, mich mit dieser Person gleichzusetzen?“ In den meisten Fällen lautet die Antwort auf diese Frage nein, denn jeder Mensch steht an einem anderen Punkt seiner persönlichen Ent- wicklung. Deine Yoga-Kollegin zum Bei- spiel praktiziert wahrscheinlich einfach schon viel länger und ist daher gelenkiger.
EINE UNMÖGLICHE PARALLELE ZIEHEN
Ein Vergleich, der so gut wie nie einen Sinn ergibt, ist der mit Models, Promis, Influencer:innen usw. Und doch setzen wir alle uns hin und wieder mit diesen Menschen gleich. Das ist absurd, denn wir vergleichen uns hier mit Personen, zu denen wir gar keine Parallele ziehen können. Wir kennen diese von Stylist:innen und Make-up-Artist:innen in Szene gesetzten Menschen nicht wirklich, wissen nicht, was tatsächlich in ihrem Leben abgeht, ob es attraktiver ist als unseres und ob das, was sie uns auf Social Media zeigen, überhaupt der Wahrheit entspricht. Wir sollten uns hier immer fragen: „Womit messe ich mich? Mit der Realität oder der wahrscheinlich vorgetäuschten besten Version, die mir diese Person präsentiert?“
EINEN SINNVOLLEN VERGLEICH FINDEN
Wenn du dich mit dir selbst vergleichst, mit der Person, die du zum Beispiel vor einem oder vor fünf Jahren warst, kann das dich weiterbringen. Du kannst daraus beispielsweise deinen Selbstwert oder deine Motivation steigern. Vor allem wenn du dich fragst: „Was hat sich getan seit dieser Zeit?“, „Wo möchte ich mich hin entwickeln?“ „Wo ist noch Luft nach oben?“. Wichtig ist, dass du in der Rückblende liebevoll mit dir umgehst und dich nicht für Dinge strafst, die du in der Vergangenheit getan oder entschieden hast.
SCHÄDLICHES VERGLEICHEN STOPPEN
Schmerzt dich ein Vergleich oder bringt er schlechte Stimmung, solltest du versuchen, Distanz dazu zu gewinnen. Sage dir: „Ich kann nicht wissen, wie dieser Mensch sich tatsächlich gerade fühlt.“ Um dich zu distanzieren, kannst du zum Beispiel Social-Media-Accounts stummschalten oder ihnen entfolgen. Im Gegensatz dazu abonniere Profile, die dir positive Gefühle vermitteln. Plus: Verbringe Zeit mit Personen, die dich inspirieren und fördern. Vergleichst du dich dann mit diesen Menschen, kann sich Vergleich sogar schön anfühlen – weil er dich persönlich wachsen lässt.
SICH VERGLEICHEN – EIN GEDANKENSPIEL
Stell dir vor, du würdest auf einer einsamen Insel wohnen und es gäbe niemanden, mit dem du dich vergleichen kannst. Was würdest du anders machen? Wie würde was ablaufen? Die Übung soll dir bewusst machen, wie sehr uns das Messen mit anderen anstrengt und hemmt, wir selbst zu sein.
Höre hier gerne auch in die passende Podcast-Folge von Caterina rein:
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