Die norwegische Fotografin Marteline Nystad bricht in ihrer Fotoserie „Körperrevolution“ mit Konventionen! Dafür wurde sie sogar mit dem renommierten Nannen Preis 2020 in der Kategorie Beste Inszenierte Fotografie ausgezeichnet.
Mit 18 Jahren entdeckte Marteline das Fotografieren für sich. „Mit Fotografie drücke ich mich am liebsten selbst aus. Ich liebe, dass man damit einen Moment, eine Emotion einfangen kann, indem man einmal auf einen Knopf drückt. Als Kunstform ist Fotografie vielseitig, weil man so viele verschiedene Stile und Perspektiven wählen kann“, beschreibt Marteline ihre Leidenschaft. Für „Körperrevolution“ fotografierte die Norwegerin ihren mehrgewichtigen nackten Körper mit einer klaren Botschaft: Jeder Körper sollte akzeptiert werden. „Ich wollte damit zeigen, dass man nicht in die gesellschaftlichen Schubladen passen muss, um dazuzugehören und Teil von etwas Großartigem zu sein. Das Leben ist zu kurz, um es darauf zu reduzieren, wie man aussieht, anstatt sich darauf zu fokussieren, wie man als Persönlichkeit ist“, erzählt die Fotografin.
Immer wieder fällt das Wort mutig, wenn mehrgewichtige Menschen vor der Linse stehen. Die Gesellschaft suggeriert uns, dass vor allem normschöne Menschen einen Platz in ihr haben, in der Öffentlichkeit stehen sollten. Dabei ist Schönheit etwas sehr Individuelles. „Schönheit bedeutet für mich, den Mut zu haben, die Person zu sein, die man sein will, ohne zu zögern oder sich dafür zu entschuldigen. Ich glaube wirklich, dass man Schönheit in allem finden kann, in jeder Person. Man muss sich nur dafür öffnen und akzeptieren, dass sich die Bedeutung davon immer verändert und weiterentwickelt“, erklärt Marteline. Wir alle verändern uns im Laufe des Lebens, warum also nicht unsere Körper? Genauso wie jede Persönlichkeit individuell ist, sind es auch unsere Hüllen. Letztendlich gehören wir uns alle selbst und niemand sollte das Recht haben, jemanden auf den ersten Blick zu verurteilen.
„Die Beziehung zu meinem Körper ist auf jeden Fall kompliziert. An manchen Tagen bin ich dankbar für alles, was er mir ermöglicht, und an anderen Tagen bringt er mich zum Weinen, wenn ich in den Spiegel schaue. Ich denke, sich im eigenen Körper wohlzufühlen, ist ein flüchtiges Gefühl. Etwas, wofür man jeden Tag kämpfen muss, weil die Gesellschaft und Social Media uns konstant ein unerreichbares Schönheitsideal zeigen“, beschreibt die Fotografin die Beziehung zu ihrem Körper. Dass Marteline ihren Körper zeigt, wie er ist, ohne etwas einem Ideal anzupassen, bedeutet Empowerment. Sie entscheidet sich bewusst dafür, sie selbst zu sein. Was könnte schöner sein als das? Zu sich selbst zu stehen, sich für sich selbst einzusetzen – auch wenn einem die Gesellschaft das nicht leicht macht. „Es fühlt sich befreiend an, als würde ich einen Teil von mir selbst zurück- holen. Ich fühle mich tatsächlich selbstbewusst, wenn ich meine Selbstporträts mache.“
Manche zweifeln vielleicht an dieser Aussage, weil uns ständig suggeriert wird, dass man sich nur selbstsicher fühlen kann, wenn man perfekt ist, wunderschön, begehrt. Aber was könnte mehr Selbstbewusstsein bedeuten, als sich selbst zu empowern, trotz oder unabhängig von der gesellschaftlichen Meinung? Marteline zeigt mit ihren Fotos, dass die Beziehung zu uns selbst die wichtigste ist, die wir in unserem Leben führen werden. Ihr war dabei auch wichtig, die Diversität von psychischen Krankheiten darzustellen. Jeder Mensch ist anders, körperlich und seelisch. Und das ist vollkommen in Ordnung. Genau deshalb ist es höchste Zeit für eine Körperrevolution.