Warum auch du mehr Mut zu mehr Langsamkeit haben darfst und wie du und deine Beziehung davon profitieren, liest du in unserem entschleunigenden Interview.
Nicht nur im Alltag, sondern auch im Bett wünschen sich viele von uns mehr Entschleunigung. In Sachen Sex weniger aufs Gaspedal und mehr auf die Bremse zu treten, ist daher einer der neuen Trends. Warum auch du mehr Mut zu mehr Langsamkeit haben darfst und wie du und deine Beziehung davon profitieren, liest du in unserem entschleunigenden Interview.
Wir alle haben bestimmte Vorstellungen davon, wie es im Bett laufen soll. Die Crux: Meist sind diese Auffassungen (geprägt durch Werbung, Social Media oder die Pornoindustrie) ganz und gar nicht förderlich für ein erfülltes Sexleben. Wir haben das Gefühl, in Sachen Sex Höchstleistungen bringen zu müssen, haben utopische Erwartungen (an den Partner oder an uns selbst) und können uns oft nicht vom Gedanken lösen, Sex sei ohne Orgasmus gar kein richtiger Sex. Dass das alles Quatsch ist, einen enormen Druck aufbaut und in Summe unser Sexleben eher verschlechtert als verbessert, leuchtet ein. Was wir dagegen tun können? Vor allem achtsamer sein sowie Slow Sex praktizieren – damit wir (endlich) wieder mehr ins Fühlen kommen. Was es bringt, wenn du dir beim Sex wirklich Zeit nimmst, wie sich Slow Sex auf die Beziehung auswirkt und was dabei absolut tabu ist, haben wir die Münchener Paar- und Sexualtherapeutin Dr. Beatrice Wagner gefragt.
„Slow Sex zu haben heißt, beim Sex wirklich anwesend zu sein”
Frau Dr. Wagner, was ist das Ziel von Slow Sex?
Slow Sex ist ein Trend, der auf ein Buch der Autorin Diana Richardson zurückgeht. In Anlehnung an die Slow Food-Bewegung geht es auch hier um die Verlangsamung. Statt des langsamen Essens, soll die Sexualität langsam genossen werden. Wir steuern dabei nicht auf ein Ziel hin (Orgasmus), sondern genießen all das, was davor passiert. Der Weg ist also das Ziel. Die Wurzeln dieser Technik entspringen dem Taoismus aus China und dem Tantra aus Indien. Sex wird im Tantra und im Taoismus als Zugang zum Göttlichen verst anden.
Was bringt Slow Sex?
Vor allem das Genießen. Es ist ein Entstressen. Man konzentriert sich auf die Sinneswahrnehmungen und auf den Moment. Dadurch, dass ich nicht schnell auf das Ziel zusteuere, kann ich die Momente beim Sex intensiver wahrnehmen. Ein guter Vergleich ist: Man kann einen guten Wein runterschütten, um schnell einen Rausch zu bekommen, man kann ihn aber auch Schluck für Schluck genießen, auskosten und die Nuancen wahrnehmen.
Darf es beim Slow Sex auch mal schneller zugehen?
Selbstverständlich! Das ist oft ein Missverständnis, auch in meiner Praxis, dass die Menschen meinen, Sex sei jetzt nur noch esoterisch.
Wird das Liebesspiel durch Slow Sex besser?
Unbedingt. Zwei Menschen nehmen sich Zeit für eine intime Begegnung, anstatt ein mechanisches „Rein-Raus-Spiel“ zu praktizieren. Das wirkt sich auch auf die Beziehung aus. Dadurch, dass ein Paar sich Zeit für das Liebesspiel nimmt, stellen sich positive Gefühle füreinander ein und das steigert wahrscheinlich auch das Verlangen nacheinander.
Was ist bei Slow Sex tabu, was absolut erlaubt?
Das Handy! Alles andere ist erlaubt. Auch Sex Toys, oder gemeinsames Lachen oder ein Miteinanderreden. Vor allem aber sollte viel Fantasie im Spiel sein.
Ist Slow Sex auch was für Solosex?
Im Prinzip schon, denn hier gilt dasselbe: Ich kann mir einfach schnell einen Orgasmus verpassen oder ich kann den Weg dahin zelebrieren. Allerdings ist das zugegebenermaßen etwas schwieriger, wenn man alles mit sich alleine macht. Es geht besser, wenn man bei der Masturbation jemanden hat, an den man liebevoll denken kann oder wenn man nicht alleine ist.
Welche Stellungen eignen sich für Slow Sex am besten?
Slow Sex ist nicht an Stellungen gebunden. Aber man könnte wie folgt beginnen: Legt euch seitlich zueinander, schaut euch gegenseitig an, sagt euch, was euch am Körper des anderen gefällt und berührt ihn dann dort. Nehmt die Hand eures Partners oder eurer Partnerin und bittet sie oder ihn, eure Brüste intensiv zu erkunden und wahrzunehmen. Wenn der männliche Partner eindringen will, lasst es erst dann zu, wenn ihr so weit seid, schaut ihm dabei in die Augen und bittet ihn, dass er auch euch in die Augen schaut. Bremst zwischendurch das Tempo und legt ein zärtliches Zwischenspiel ein, bei dem ihr auch liebevoll reden könnt. Sexualität wird so zu einem Miteinander.
„Orgasmen sind beim Slow Sex zweitrangig”
Kann Slow Sex bei Erektionsproblemen helfen?
Es ist vielmehr so, dass eine Erektion beim Slow Sex nicht mehr ganz so wichtig ist. Sie ist dann nicht mehr das Allentscheidende, weil wir ja jetzt die Fantasie haben, uns einander auf verschiedenen Wegen einander zu nähern.
Es gibt viele sexuelle Handlungen, für die es keine Erektion braucht, und ein Mann ist auch empfindsam ohne Erektion.
Was, wenn ich bei Slow Sex keinen Orgasmus bekomme?
Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn ihr mal keinen Orgasmus bekommt. Dann bekommt ihr ihn eben das nächste Mal. Das Tolle daran, wenn der Orgasmus beim Sex nicht das Ziel ist: Es macht euch mit der Zeit sogar gelassener. Trotzdem dürft ihr natürlich auch beim Slow Sex das tun, was für euch orgasmusauslösend ist. Was das ist, ist ganz individuell.
Muss Slow Sex eine bestimmte Zeit andauern?
Ihr solltet euch schon Zeit dafür nehmen, aber Vorgaben, wie lange Slow Sex dauern sollte, gibt es nicht. Es ist mehr eine Frage der Haltung und weniger eine des Timers.
Was, wenn ich mich nicht fallen lassen kann? Gibt es Tricks, um besser zu entspannen?
Konzentriere dich auf deinen eigenen Atem, auf die Berührungen auf deinem Körper, auf den Geruch des Partners, auf die Geräusche. Versuche all das intensiv wahrzunehmen, dann vergisst du deinen Stress bestimmt.
Für wen ist Slow Sex besonders interessant?
Für alle, die intensiven und intimen Sex mögen.
5 Tipps für guten Slow Sex
- Atme vor dem Sex ein paarmal mit geschlossenen Augen hintereinander sanft durch die Nase ein und lösend durch den Mund aus. Das könnt ihr auch gemeinsam machen. Die Atmung bringt euch ins Hier und Jetzt und wirkt gegen Stress.
- Wer noch mehr zum Ankommen braucht: Eine kleine Massage schafft Entspannung und stimmt auf den Sex ein. Drücke nicht einfach „nur“ die erogenen Knöpfe, die du bei deinem Gegenüber bereits kennst, sondern schenke jedem Körperteil Beachtung und entdecke mutig Neues.
- Anstatt sich in anstrengenden Sexstellungen zu verrenken, sucht euch lieber entspannte und gemütliche Stellungen aus (z. B. Löffelehen oder die Missionarsstellung).
- Schaut euch beim Sex so oft es geht tief in die Augen.
- Verabschiedet euch (beide!) von dem Gedanken, unbedingt einen Orgasmus haben zu „müssen“.
Verbinde dich mit deinem Körper!
Für erfüllenden Sex braucht es eine starke Verbindung zum eigenen Körper sowie ein intensives Wahrnehmen der eigenen Empfindung. Das Tolle: Diese guten Gefühle kannst du außerhalb des Schlafzimmers verstärken zum Beispiel beim Yoga, Pilates, Tanzen oder durch andere Arten von Körperarbeit, durch die du wieder mehr ins Spüren kommst.
Unsere Expertin Dr. Beatrice Wagner ist Paar- und Sexualtherapeutin aus lcking bei München. Wer noch mehr Tipps für guten Sex braucht, liest eines ihrer Bücher – wie z. B. ,,Kein guter Sex ohne Unlust" (nur als E-Book erhältlich). Mehr Infos zur Expertin findest du unter www.beatrice-wagner.de
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