Joko und Klaas nutzen gewonnene Sendezeit, um auf das Thema Sexismus und sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen.
Am Dienstag konnten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf die Show „Joko und Klaas gegen Prosieben“ für sich entscheiden. Der Sender erklärte sich daraufhin bereit, den beiden 15 Minuten Sendezeit einzuräumen. Mit dieser Zeit konnten sie anstellen, was sie wollten – Prosieben hatte keinerlei Einfluss oder Mitspracherecht.
Das Ergebnis geht unter die Haut.
Zu Beginn der Sequenz begrüßt uns Autorin und Journalistin, Sophie Passmann. Sie erklärt, dass sie uns im Folgenden durch eine Ausstellung führen wird. Doch sie warnt davor, dass das Folgende nichts für schwache Nerven sei. Im ersten Moment denke ich, dass sie es ironisch meint, sie vergleicht das Kommende sogar mit „Saw 3“. Dabei erinnert sie mich unweigerlich an Jonathan Frakes aus der Sendung X-Faktor. Kennt ihr die Show noch? Ich warte darauf, dass sie sagt: „Sie denken, dass diese Geschichte wahr ist? Dann muss ich sie enttäuschen, sie ist erfunden“. Doch die folgenden Geschichten sind definitiv wahr und trauriger Alltag für viele Frauen. Dass dieses Video mir tatsächlich sehr nah gehen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.
Die Führung durch die Ausstellung „Männerwelten“ beginnt bei einem Kunstwerk, was Palina Rojinski mitgebracht hat. Das Bild liegt verdeckt hinter einem schwarzen Stoff. Palina lüftet ihn, um ein überlebensgroßes, sogenanntes „Dick Pic“ – ein Bild eines Penises – freizugeben. Doch es geht noch weiter. Von dem Hauptausstellungsstück führt uns Palina in einen angrenzenden Gang, an dessen Wänden etwa 20 weitere Bilder hängen. All diese „Dick-Pics“ wurden unaufgefordert an Palina oder ihre Freundinnen verschickt. „Auf Social Media prasseln die so rein“, sagt Palina. Und das wirklich ohne jegliche Aufforderung: „Ich kann ein Bild von meinen Turnschuhen posten und dann kommt ungefragt so etwas.“
Sophie Passmann führt uns zum nächsten Teil der Ausstellung: Die Fernseh- und Radiomoderatorin, Jeannine Michaelsen, liest Kommentare vor, die ihr auf sozialen Netzwerken hinterlassen werden. „Kann man auf jeden Fall knallen ohne zu zögern“, liest sie. Oder: „Jeannine darf nur Sendungen moderieren, weil sie danach lutschen muss“. Auch Moderatorin, Visa Vie, und Model, Stefanie Giesinger, geben einige Kommentare zum Besten, die auf ihren Social Media Profilen zu finden sind. Beide werden auf ihre Körper reduziert, beleidigt und beschimpft. Trauriger Alltag, denn laut Sophie Passmann sind etwa 16 von 100 Kommentaren unter den Videos weiblicher Influencerinnen sexistisch. Die Quote bei Männern sei gleich Null.
Besonders nah ging mir der letzte Raum der Ausstellung. „Wenn Frauen eine Vergewaltigung erleben mussten, ist eine der häufigsten Fragen, die ihnen anschließend gestellt wird: „Was hattest du an?“ So als gäbe es eine Länge von Rock, die eine Vergewaltigung erlaubt“, sagt Sophie Passmann. Die University of Cansas hat die Antworten von Opfern auf diese Frage gesammelt und die Kleidungsstücke zusammengetragen. Sophie Passmann verabschiedet sich von uns und alleine betreten wir nun diesen letzten Raum, in dem die Kleider von Vergewaltigungsopfern ausgestellt sind. Eigentlich sollte es nichts zur Sache tun, doch die Opfer trugen Schlafanzüge, lange Röcke, ein Abiballkleid. Eine trug einen schlichten, schwarzen Badeanzug – und noch nicht mal der stellt eine Einladung dar.
Das Video geht unter die Haut und treibt mir Tränen in die Augen. Sexismus ist Teil des Alltags einer Frau – jede zweite Frau in Deutschland hat damit bereits Erfahrungen gemacht. Aber Videos, wie dieses, leisten wichtige Aufklärungsarbeit und helfen, eine bessere Zukunft zu schaffen.