Heute ist “Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen” und leider ist 2021 das Thema aktueller denn je.
Tagtäglich sind Frauen auf der ganzen Welt von körperlicher und verbaler Gewalt betroffen. Deshalb wurde 1999 der Aktionstag “Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen” – auch bekannt als “Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen” – von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Hintergrund dafür war der tragische Fall Mirabal: 1960 wurden drei Schwestern aus der Dominikanischen Republik während der Dikatur Rafael Trujillos durch Militärangehörige entführt, monatelang gefoltert und anschließend ermordet. Der “Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen” soll deshalb auf die Menschenrechtsverletzung Aufmerksam machen, die Frauen jeden Tag erleben müssen – ob auf offener Straße, im Internet oder im eigenen Zuhause.

2021 ist das Thema leider aktueller denn je
Wer jetzt denkt, dass nur wenige Frauen von diesem Thema betroffen sind, liegt leider falsch. Regelmäßig von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studien zeigen nämlich, dass allein in Deutschland die Zahl der Frauen, die Opfer von Gewalt sind, Jahr für Jahr steigen. Während die Zahl 2018 noch bei ca. 114.000 lag, ist sie inzwischen auf über 141.000 gestiegen. Kurz gesagt: Jede Stunde wird eine Frau Opfer von Körperverletzung.
Jetzt mit der Corona-Pandemie steigt die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt zudem immer weiter. Das ist auch wenig verwunderlich, denn Isolation, Zusammenleben auf engstem Raum, finanzielle Existenzängste und Stress sind bei vielen derzeit Realität. Da sind Streitereien, die leider in einigen Fällen zu einer Eskalation führen, quasi vorprogrammiert. Messbar ist die Gewaltzunahme vor allem anhand der Anrufe beim Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”. Während vor der Pandemie ca. 850 Anrufe pro Woche eingingen, sind es derzeit über 1000. Die Dunkelziffer der häuslichen Gewalt ist vermutlich jedoch noch viel höher.
Digitale Gewalt ist auch Gewalt
Was man gerne mal vergisst: auch digitale Gewalt ist Gewalt. Darauf möchte die Organisation HateAid, eine Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt, aufmerksam machen. Mit digitaler Gewalt sind z.B. Bedrohung, Beleidigung oder Diskriminierung im Internet gemeint. Davon sind mehr als die Hälfte der Frauen betroffen – und das doppelt so oft wie Männer!
Vor allem in Sozialen Medien oder auf Dating-Apps ist das Phänomen leider weit verbreitet. Dabei handelt es sich bei Frauen meist um sexualisierte Gewalt. Doch auch frauenverachtende und hasserfüllte Texte und Kommentare, die schnell mal in Liedtexten, Kommentarleisten oder Online-Foren zu finden sind, beeinflussen das Selbstbild von Millionen von Mädchen und Frauen nachhaltig.
Das Problem bei digitaler Gewalt ist, dass die Auswirkungen nicht unbedingt sichtbar sind und die Erfahrungen deshalb nicht als Gewalterfahrung benannt werden oder gar nicht erst Ernst genommen werden. Doch mit Folgen wie psychischen Stress, Angstzuständen, Depressionen oder Drogenmissbrauch ist digitale Gewalt ein Thema, das uns alle was angeht.
Orange the World
Gewalt gegen Frauen und Mädchen kann jede treffen – unabhängig von Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund. Deshalb wird jährlich während der “16 Tage gegen Gewalt an Frauen” die Kampagne “Orange The World” umgesetzt. Und auch dieses Jahr ist diese Aktion besonders wichtig – denn aufgrund der anhaltenden Corona-Krise ist es für viele Frauen schwieriger, sich an FreundInnen oder Verwandte zu wenden oder Zuflucht in Frauenhäusern zu suchen. Viele sind deshalb gezwungen, bei ihren gewalttätigen Partnern zu bleiben.
Um also ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen, erstrahlen zwischen dem 25. November bis zum 10. Dezember (Internationaler Tag der Menschenrechte) weltweit Gebäude in oranger Farbe.
Bist du selber betroffen oder kennst jemanden der Hilfe benötigt?
Das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de werden Betroffene aller Nationalitäten kostenlos unterstützt, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, in 17 Sprachen, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.