Südkorea und vegane Ernährung? Wie das zusammenpasst, erfährst du hier.
In Südkorea wurde eine neue Initiative von Regierung und Industrie ins Leben gerufen, um die pflanzliche Küche vom Beilagenstatus zum Hauptgang zu erheben. In einem Land, in dem Bulgogi-Rindfleisch und frittiertes Hähnchen Hauptbestandteile der nationalen Küche und ein großer Teil der Kultur sind, lastet viel Druck auf dem bescheidenen Kimchi.
Die Seon-Buddhistin und Köchin Jeong Kwan ist zum Gesicht der koreanischen Veganismus-Bewegung geworden und spielt die Hauptrolle in einer Episode der beliebten Netflix-Serie „Chef’s Table“ über ihr Leben im Baegyangsa-Tempel in der Provinz South Jeolla. Charismatisch und strahlend vor Gesundheit ist die 60-Jährige eine hervorragende Botschafterin für das koreanische Tempelleben, in dem Veganismus und Meditation seit Jahrhunderten zur täglichen Praxis gehören.
Menschen aus aller Welt erklimmen einen steilen, hügeligen Pfad, um Jeong Kwan im Tempel zu treffen und an ihren Kochkursen teilzunehmen. „Veganismus ist die Medizin, die deinen Körper retten wird“, sagt sie über einen Dolmetscher. „Von dem zu leben, was die Natur uns gibt, bedeutet, alle Lebewesen zu respektieren und es Menschen, Pflanzen und Tieren zu ermöglichen, in dieser Welt zu koexistieren“.
Die Fermentierung ist entscheidend, erklärt Jeong Kwan weiter, und bestimmte Lebensmittel sind verboten: Fleisch, Meeresfrüchte und alle tierischen Produkte, verarbeitete Lebensmittel sowie scharfe Speisen wie Knoblauch, Schnittlauch, Frühlingszwiebeln, Lauch und Schalotten. „Um einen klaren und glücklichen Geist zu haben, braucht man einen klaren und gesunden Körper“, sagt sie und fügt hinzu: „Nachdem die Menschen vier Tage lang Tempelkost gegessen haben, verändern sich ihre gesamte Konstitution und ihr Teint“.
Wir dürfen probieren, was die Nonnen hier täglich zubereiten und verzerren. Das einfache Essen besteht aus pikantem Kohlsalat, Gemüsepfannkuchen, geschmortem Kürbis und gebratenem Tofu. Nach den Regeln des Tempels essen wir schweigend. Ich genieße das Essen, aber eine der anderen Teilnehmerinnen flüstert bedrückt, dass es genau so schmeckt, wie man es von veganem Essen erwartet.
Nach dem Essen versammeln wir uns mit Gummihandschuhen und Plastikschürzen bewaffnet auf der Dachterrasse, um riesige Bottiche um Kimchi mit Jeong Kwan zuzubereiten. Das Geheimnis liege in der Sauce, erklärt sie uns auf Koreanisch und reibt gekonnt halbe Kohlköpfe mit einer suppenartigen Mischung aus Ingwer, Salz, roter Paprika und der lokalen Sojasauce Ganjang ein. Nachdem sie uns, umringt von gespannten Zuhörerinnen, eindringlich erklärt hat, worauf es ankommt, sind wir selbst an der Reihe, den Kimich einzubalsamieren. Alle sind eifrig dabei, die kleinen Kimchi-Babys unter den wachsamen Augen der Nonne mit der richtigen Menge Soße zu bestreichen und haben eine Menge Spaß dabei!
Eine Frage bleibt jedoch noch unbeantwortet: Werden die Essgewohnheiten südkoreanischer Asketen im Alltag bei einfachen Sterblichen Anklang finden? Während fleischlastige Restaurants in Seoul, Busan und anderen Städten die pflanzenbasierten Lokale bei weitem überwiegen, werden vegane Optionen immer häufiger angeboten.
Das beliebte Bio-Restaurant A Flower Blossom on the Rice, im Insadong-Viertel von Seoul ist eine ausgezeichnete Wahl für ein veganes koreanisches Menü. Das mit einem Michelin Guide Bib Gourmand Award ausgezeichnete Signature-Gericht des Restaurants ist das Bojagi Bibimbap, gekochter und gewürzter Reis, garniert mit buntem Gemüse und einer einzelnen, essbaren Blume obenauf.
In den neonbeleuchteten Einkaufszentren Seouls, in denen internationale Fast-Food-Ketten fest etabliert sind, kochen vegane Restaurants wie Plantude in der I’Park Mall Gerichte, die Fleischliebhaber und Vegetarier gleichermaßen zufriedenstellen. Wir genießen eine befriedigende, köstliche Mahlzeit aus Gemüsecurry mit Tempura-Kürbis, würzigem Tofu und Pasta mit grüner Göttin-Sauce. Im wunderbaren Ambiente mit dem Charm eines alten Buchladens essen wir im italienischen Fusion-Restaurant Lazy Farmers in Seouls Stadtteil Itaewon köstliche vegane Pizza und Risotto.
Plane deinen Trip nach Südkorea
Flug
Direktflüge nach Seoul Incheon (ICN) gehen von Frankfurt aus. Der Hinflug dauert ca. 12 Stunden und der Rückflug 14 Stunden. Fliege z. B. mit den koreanischen Airlines Asiana, Korean Air oder auch mit Lufthansa.
Aufenthalt
Ein Tempelaufenthalt von zwei Tagen und einer Nacht im Baegyangsa-Tempel, einschließlich Unterkunft, veganem Essen, Kochkurs, Meditation und buddhistischer Zeremonie, kostet 160.000 KRW (112€) pro Person.
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Vegane Restaurants
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Danke an die “Koreanische Zentrale für Tourismus” für die Einladung zu dieser einzigartigen Reise!
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