Das Interview mit Mario Eimuth zu medizinischem Cannabis.
Als einer der Ersten brachte Mario Eimuth 2004 mit STYLEBOP Luxusmode ins Internet. Auf den Fashionshows saß er in der ersten Reihe neben Stars und Topmodels. Doch von diesem Alltag verabschiedete er sich vor knapp zwei Jahren, um ADREXpharma zu gründen.
Seither bringt er mit seinem Bruder Thorsten Medizinal-Cannabis in deutsche Apotheken. Die Produkte basieren auf Cannabidiol, kurz CBD, der nicht psychoaktiven Substanz des Nutzhanfs. Deshalb löst CBD keine Rauschzustände aus, kann aber beruhigend, entzündungshemmend und schlaffördernd wirken. Außerdem lindert es Angst, Übelkeit, Verspannungen der Muskeln und Schmerzen. Bisher war medizinisches Cannabis nur auf Rezept für Schwerkranke erhältlich. Jetzt gibt es gering dosiertes CBD als Nahrungsergänzung auch freiverkäuflich, also ohne Rezept.
Das Thema CBD steht in Deutschland noch ganz am Anfang. Wie viel Aufklärungsarbeit ist noch zu leisten?
Nachdem Cannabis nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit verboten wurde und so die jahrtausendealte “Erfolgs”-Geschichte der Naturpflanze ziemlich in Vergessenheit geriet, kommt der Aufklärungsarbeit eine große Rolle zu. Es gilt einerseits mit Vorurteilen, wie der weit verbreiteten Annahme, dass Cannabis nur etwas für Kiffer ist, aufzuräumen. – Andererseits die diffuse Vermengung der Begrifflichkeiten klarzustellen. Wissen verbreiten und das Ausräumen von falschen Annahmen ist zum jetzigen Zeitpunkt enorm wichtig, damit man die Thematik Medizinal-Cannabis richtig zuordnen kann: Cannabis kommt aus dem Griechischen kánnabis und heißt übersetzt Hanf. Marihuana ist der mexikanische Name für Cannabis. Das nicht psychokative, sprich das nicht berauschende CBD (Cannabidiol) sowie das psychoaktive THC (Tetrohydrocannabinol), das übrigens zur Kategorie der Betäubungsmittel zählt, sind die Hauptbestandteile der Cannabispflanze. Und Hanf darf als Industriehanf in der EU und damit auch hierzulande legal angebaut werden, soweit die Anbausorte weniger als 0,2% THC enthält. Cannabisanbau mit mehr als 0,2% THC ist in der EU verboten.
Warum wird CBD die Medizin revolutionieren?
Hierfür spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
- Die Neueinstufung von CBD z.B. durch die WHO als unbedenklich und dass für sie „CBD may be a useful treatment for a number of other medical conditions“.
- Die fundamentale Neueinschätzung der Cannabispflanze und ihrer Wirkstoffe in der Medizin.
- Die rasche und vielschichtige Verbreitung und Akzeptanz im amerikanischen Markt. Cannabis öffnet ein enorm großes, neues und alternatives Segment innerhalb der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten von Patienten.
Wie vielschichtig die Einsatzmöglichkeiten sind, ist ja schon seit Jahrtausenden bekannt. Hanf gehört nämlich zu den ältesten Kultur- und Nutzpflanzen der Welt und wird seit über 12.000 Jahren von Menschen kultiviert und genutzt. – Sei es zur Fertigung von Kleidungsstücken oder Segeln, zum Schöpfen von Papier und zur Fertigung von Leinwänden (Rembrandt und van Gogh malten z.B. auf Hanfleinwänden) oder zur Behandlung von Verwundeten bei Gicht, Rheuma und zu hohem Blutdruck. In den vergangenen 75 Jahren war Hanf allerdings aufgrund diversester wirtschaftspolitischer Interessens- und Entwicklungslagen weltweit in Ungnade gefallen, sodass wir derzeit wieder am Anfang stehen, die komplexen Wirkmechanismen in unserem Körper zu verstehen.
Ist das in der Kosmetik eingesetzte Hanfsamenöl das gleiche wie CDB-Öl?
Wir sprechen hier von zwei verschiedenen Bereichen. Hanfsamenöl wird nur aus den Samen der Hanfpflanze gepresst, ist reich an Omega3 und 6 Fettsäuren, enthält jedoch so gut wie kein CBD. CBD-Öl dagegen wird aus den Blüten der Hanfpflanze gepresst. Es ist generell hydrophob (= wassermeidend), aber lipophil (= in Fett löslich), weshalb es ein Trägeröl benötigt. Hierfür wird meist Olivenöl oder MCT-ÖL verwendet. Es gibt aber auch CBD-Öle deren Trägeröl Hanfsamenöl ist. Für unsere Adrexol-Produkte verwenden wir Olivenöl als Träger.
Öl oder Kapsel? Warum macht man hier Unterschiede?
Je nach Vorliebe des Kunden bzw. Patienten. Bei sublingualer Einnahme gelangt das CBD schneller in den Blutkreislauf, da das CBD so über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Kapseln verstoffwechseln wir erst über den Magen, das bedeutet eine zeitliche Verzögerung.
Unterschiede gibt es dagegen im Feld der Dosierung: Jeder menschliche Organismus ist individuell und unterschiedlich. Man sollte also mit niedriger Dosierung beginnen und diese bei Bedarf dann langsam steigern. Für die Findung der eigenen, optimalen Dosierung eignet sich die sogenannte Eskalationsmethode. Dabei beginnt man zum Beispiel mit dreimal täglich einem Tropfen und steigert – je nach Bedarf – die Dosis, bis sich der gewünschte Zustand einstellt. Dabei sollte man am besten in sich hineinfühlen und -hören, wann die passende Dosis für einen selbst erreicht ist.