Curvy Model Angelina Kirsch im Interview.
Angelina Kirsch ist ein wahres Multi-Talent. Bekannt ist sie hauptsächlich als Model, sie hat allerdings einen ganz schön beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen: Neben dem modeln hat sie bereits zwei eigene Bücher geschrieben, sie ist Body Positivity Aktivistin und Moderatorin und hat mit “Wer kann, der kann” sogar ihre eigene Netflix-Sendung. Seit letztem Jahr ist sie außerdem Teil der “My Skin. My Way” Kampagne von Gillette Venus.
the Curvy Magazine: Worum geht es in der My Skin. My Way Kampagne von Gillette Venus?
Angelina Kirsch: In der Kampagne geht es darum, sich und seinen Körpern so zu feiern, wie er ist. Man soll sich in seiner Haut wohlfühlen und sich dafür die ganz eigenen Regeln schreiben.
Wie hast du reagiert, als Gillette Venus dich fragte, ob du Teil dieser Kampagne sein möchtest?
Als Venus mich im letzten Jahr ansprach, ob ich Teil der Venus Power Force werden will, habe ich mich sehr geehrt gefühlt, war aber auch überrascht, denn bis dahin kannte ich nur die klassischen Bikinimodels im Zusammenhang mit Venus. Ich finde diesen Schritt toll und wichtig zugleich, dass eine so große und tolle Marke wie Venus sich Diversität auf die Fahne geschrieben hat und es auch so konsequent und ernst gemeint durchzieht.
Wolltest du schon immer Model werden? Wie kam es dazu?
Ich wollte nie Model werden! Ich dachte immer, dazu müsste ich abnehmen und mich verbiegen. Das wollte ich nicht! Deshalb war ich so überrascht, als mich der Agent im Urlaub ansprach. Ich habe es erst nicht ernst genommen. Er musste ein halbes Jahr an mir dranbleiben. Aber am Ende hat es sich gelohnt. Der Job ist toll, macht viel Spaß und es haben sich dadurch für mich ungeahnte Möglichkeiten ergeben.
Was macht für dich den Reiz aus, als Model zu arbeiten?
Wie sich herausgestellt hat, ist für mich der Job als Model vor allem ein Türöffner gewesen. Heute besteht mein Alltag aus vielen tollen Aufgaben. Sei es die jahrelange Aufgabe der Mentorin bei „Curvy Supermodel“, die Teilnahme bei „Let’s Dance“, die Chance mich als Autorin zu beweisen bei meinen zwei Büchern „Rock your Curves“ und „Rock your Mind“, die wunderbare und interessante Möglichkeit meine eigene Kollektion zu kreieren oder meine erste eigene Show „Wer kann, der kann“ bei Netflix zu moderieren. Aktuell darf ich als Rolemodel Teil der Power Force von Gillette Venus sein, was für mich bahnbrechend ist, weil Venus für mich immer eine Marke war, die das Schönheitsideal mit unterstützt und prägt. Wie toll, dass diese starke Marke sich für die unterschiedlichsten Körpertypen stark macht und ich ein Teil davon sein kann. Ich bin ehrlich: hätte man mir am Anfang meiner Modelkarriere erzählt, was alles auf mich wartet, hätte ich es sicher nicht geglaubt. Ich bin unendlich dankbar!
Warst du schon immer so selbstbewusst?
Mein Selbstbewusstsein ist natürlich gewachsen, aber es fing schon früh an zu wachsen, weil ich schon früh wusste, was mir gefällt und wer ich sein will. Meine Eltern haben mich darin immer bestärkt und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Hast du auch Tage, an denen du an dir selbst zweifelst?
Klar gibt es auch mal Tage, an denen ich mein Spiegelbild nicht sehen kann oder an denen ich schlecht drauf bin. Ich bin ja auch nur ein Mensch. Aber meistens hält diese Stimmung nicht lange an, weil mir schnell klar wird, dass es wichtigeres im Leben gibt, als den perfekten Lidstrich oder was auch immer mich gerade ärgern will.
Was gefällt dir an dir selbst am meisten? – ganz egal ob äußerlich oder innerlich.
Tatsächlich liebe ich einfach alles an mir! Ja, sogar meine Cellulite, meine kleine Rolle am Rücken, meine Dehnungsstreifen an den Beinen und auch meine vielen Leberflecke. Ich habe sowohl äußerlich wie innerlich kleine Fehler, aber diese nehme ich liebend an, denn sie gehören zu mir und machen mich zu der Frau, die ich bin.
Kannst du noch auf die Straße gehen oder in den Supermarkt, ohne erkannt zu werden?
Ich werde sehr oft erkannt. Das freut mich aber auch sehr! Ich finde es immer schön, wenn mich jemand anspricht. Ich finde, wenn man sowas nicht mag, dann darf man auch nicht in der Öffentlichkeit stehen. Die meisten Leute nehmen Rücksicht und beobachten mich nur möglichst unauffällig.
Wie siehst du den Einfluss von sozialen Medien, wie Instagram, auf unser aktuelles Schönheitsideal?
Die sozialen Medien sind eine tolle Erfindung! Man kann miteinander in Kontakt treten und sich immer wieder Inspiration holen. Aber die Inhalte, die dort gepostet werden, dürfen nicht unkommentiert bleiben! Viele Fotos sind retuschiert und das ist ok, aber man muss sich und vor allem jungen Mädchen bewusst machen, dass das nicht die Realität ist, die es zu Erstreben gilt! Wir sind einzigartig, wollen individuell wahrgenommen werden. Also habt auch den Mut zu eurem individuellen Äußeren zu stehen! Vergesst bei dem großen Angebot der virtuellen Welt nicht das echte Leben!
Wie stehst du zu Filtern und Bildbearbeitung auf Instagram?
Ich selbst mag es auch manchmal, meinen Bildern einen künstlerischen Touch durch Filter zu geben. Ansonsten retuschiere ich meine Bilder nicht, weil ich es nicht gut finde. Ich würde mich selbst doch belügen, denn die Person auf dem Bild, bin ich nicht. Wie schade, dass viele Menschen glauben, dass sie nur positiv wahrgenommen werden können, wenn sie sich teilweise bis zur Unkenntlichkeit auf Bildern verändern! Ich bin ich und das ist gut so, denn ich bin ein Mensch und kein Filter!
Wie gehst du mit negativen Kommentaren in den sozialen Medien um?
Natürlich ernte ich nicht nur positive Kommentare für meine Inhalte. Ich bekomme viele böse Nachrichten, die mit Kritik gar nichts zu tun haben. Es ist dann meistens einfach nur böse. Ich mache mir dann immer klar, dass ich diese Menschen nicht kenne, die so etwas schreiben. Und sie kennen mich auch nicht. Die Stimmen von außen sind oft ganz laut, aber die lauteste Stimme von allen, muss unsere eigene innere Stimme sein. Wenn ich selbst zu mir stehe und hinter dem stehen kann, was ich mache, dann verunsichern mich solche negativen Kommentare auch nicht. Ich habe mich davon frei gemacht, allen gefallen zu wollen.
Im Netz liest man auch viele negative Kommentare wenn es um Gillette Venus und das Plus Size Model Anna O’Brien geht. Wie siehst du das?
Ich finde, jeder sollte selbst entscheiden dürfen, ob und wie er sich in den sozialen Medien zeigt. Wem es nicht gefällt, der sollte eben einfach wegschauen. Ich verstehe nicht, wieso man die Energie aufbringt, einen negativen Kommentar zu schreiben, wenn man etwas nicht mag. Da würde ich meine Energie lieber für etwas anderes sparen.
Mittlerweile gibt es einen Trend sich gar nicht mehr zu rasieren. Wie findest du das?
Diesen Trend finde ich super! Ich selbst habe auch Phasen, in denen ich mich wochenlang nicht rasiere. Zum Beispiel in Urlaub. Ich finde, jeder sollte für sich selbst entscheiden ob und wie oft man sich rasiert. Niemand anders sonst sollte sich darüber ein Urteil erlauben!
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