Nach wie vor dominiert die sogenannte Sample Size auf den Fashion Weeks. Eine will das jetzt ändern: Karoline Vittos Debütkollektion feiert Fat Representation auf der Fashion Week
Der Name Karoline Vitto ist im Moment noch nicht wirklich ein Begriff. Bald wird er jedoch in aller Munde sein. Die brasilianische Designerin ist eines der Talente, die die gemeinnützige Organisation Fashion East diese Saison in ihr Mentoring Programm aufnahm und im Rahmen der Londoner Modewoche präsentierte. Fashion East bewies in der Vergangenheit ein enormes Gespür dafür, die vielversprechendsten Jungdesigner*innen ausfindig zu machen. Mit Karoline Vitto fördert die Organisation nun erstmals eine Designerin, die Größendiversität in den Mittelpunkt rückt. Ihr Fashion-Week-Debüt konnte am Freitag, dem 16.09., in London mitverfolgt werden.
Als sehr einseitig empfindet die Brasilianerin das, was allgemein als ästhetisch gefeiert wird. Karoline Vitto zelebriert in ihrer Kollektion deswegen die weibliche Form samt vermeintlicher „Problemzonen“. Gegenüber Vogue Runway erzählt sie: „Ich selbst trage eine Größe UK 14 bis 16, und als ich meinen Modeabschluss machte, arbeiteten wir alle mit den Sample Sizes 6 bis 8. So konnte ich meine eigenen Entwürfe nie selbst anprobieren.“
Karoline Vittos Kund*innen tragen Größe UK 8 bis 28. Durch das erweiterte Größensortiment möchte die Royal-College-of-Art-Absolventin die sogenannte „Sample Size“ revolutionieren. Im Vorfeld ihrer Debüt-Show wurden einige Behind-the-Scenes-Fotos geteilt, auf denen Schneiderpuppen mit Curves und Plus-Size-Maßen zu sehen sind – ein schöner und ganz besonderer Anblick!
Folglich bestand der Cast von Karoline Vittos Show fast ausschließlich aus Curve Models. Auch ihre Landesgenossin, die brasilianische Fotografin Fernanda Liberti, war nach der Copenhagen Fashion Week erneut auf dem Laufsteg zu sehen.
Karoline Vittos Designs sind alle asymmetrisch um den Körper drapiert, um die menschliche Form widerzuspiegeln – die ja nie perfekt symmetrisch ist. Körper kommen in unendlichen Variationen, kein Mensch gleicht dem anderen. Genau darin liegt die Schönheit der Entwürfe der Jungdesignerin. Karoline Vitto schafft es, diese Individualität hervorzuheben. Im gesellschaftlichen Konsens oft eher unliebsame oder negativ konnotierte Körperteile, wie Röllchen unter den Achseln oder Hüftspeck, werden stolz gezeigt statt versteckt oder kaschiert. Die „Problemzonen“ sind wie Kunstwerke eingerahmt und von filigranem Metall umfasst, während die restliche Figur von anschmiegsamer Viskose umarmt wird. Karoline Vitto zelebriert den liebevollen, wertschätzenden Umgang mit dem eigenen Körper.
Ein politisches Statement: In den Shownotes wurde verraten, dass ein scharlachroter Look denjenigen als solidarisches Symbol gilt, die hoffen, Brasiliens Präsidenten Bolsonaro bei der Wahl nächsten Monat endlich aus dem Amt zu entheben.