Mit ihrer Kampagne #RespectMySize haben die Blogerinnen Verena Prechtl von The Skinny and the Curvy One und Julia Kremer von Schönwild einen regelrechten Hype ausgelöst. Mit uns sprachen sie über Selbstliebe, Respekt und die Zukunft.
Was sagt ihr zu eurer Kampagne #RespectMySize? Hättet ihr diesen Erfolg erwartet?
Julia: Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass #RespectMySize so viele Menschen (200 Millionen Impressionen) erreicht hat. Wir haben diese Kampagne in so kurzer Zeit, ohne Budget, ganz viel Leidenshaft, vollem Einsatz und so viel Support von Medien & LeserInnen in acht Wochen auf die Beine gestellt. Täglich erreichen uns Nachrichten, wie sehr sich Menschen verstanden fühlen und wie viel besser es ihnen durch das neue Bewusstsein geht. Das ist so wundervoll!
Verena: WOOOOOW! NO WAY! Ich kann mich noch an den Tag vor dem Launch erinnern: Ich sagte zu Julia: Was ist, wenn keiner mitmacht? Wir haben uns wirklich auf alles eingestellt. Aber wie Julia eben gesagt hat: Wir sind so unglaublich dankbar über all das, was in den letzten Monaten passiert ist und wie vielen Menschen wir gezeigt haben, dass wir sie hören und sehen.
#RespectMySize
Gab es einen Schlüsselmoment, in dem ihr gesagt habt: So, jetzt ist Schluss! Ich bin so wie ich bin und das ist gut so?
Julia: Einen einzigen Schlüsselmoment kann ich nicht festmachen. Allerdings gab es auf meinem Weg zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe viele kleine Aha-Erlebnisse, die mich immer sicherer machten. Eine wichtige Erkenntnis war, dass wir Frauen von klein auf lernen, uns und unseren Körper nicht zu mögen und ich sehe darin einfach keinen Sinn. Deswegen habe ich entschieden, dass mein Körper mein bester Freund und nicht mehr mein größter Feind ist. Seitdem habe ich ein ganz anderes, viel befreiteres Lebensgefühl.
Verena: Bei mir gab es nicht wirklich einen Schlüsselmoment, der war einfach irgendwann da. Mir haben Instagram und andere Plus Size Influencer/Models sehr geholfen mich so zu akzeptieren wie ich bin. Und ja, ich hätte diese Vorbilder schon sehr viel früher in meinem Leben gebraucht. Das war übrigens auch ein Grund warum ich mit dem bloggen angefangen habe. Ich wollte anderen Frauen Mut machen.
Deswegen habe ich entschieden, dass mein Körper mein bester Freund und nicht mehr mein größter Feind ist.
Was liebt ihr besonders an euren Körpern?
Julia: Ich liebe an meinem Körper, dass er jeden Tag funktioniert. Ist es nicht absolut abgefahren, was so ein Körper jeden Tag leistet, bis ins hohe Alter? Ich finde das wahnsinnig bewundernswert.
Verena: Alles! Ich bin meinem Körper wirklich für alles dankbar, was er für mich macht. Okay, das Lipoidem hätte er mir ersparen können, aber das verzeihe ich ihm, denn ich liebe mich trotzdem sehr.
Habt ihr trotzdem manchmal Selbstzweifel?
Julia: Es gibt immer mal Situationen, die für mich neu oder herausfordernd sind. Natürlich gibt es dann schon mal Zweifel. Der Unterschied zu damals, als ich kein Selbstbewusstsein hatte, ist, dass ich nie wieder mich und meine gesamte Persönlichkeit in Frage stellen würde, sondern maximal eine Eigenschaft von mir in diesem einen Moment. Selbstreflektion, Mitgefühl und Geduld sind auf jeden Fall sehr hilfreich.
Verena: Once in a blue moon leider schon, ja. Auch ich habe ab und an eine Phase, die nicht so leicht ist, es vielleicht nicht so gut läuft und bei der man sich vergleicht und Fehler an sich selbst sucht. Ich denke, dass das auch vollkommen normal ist und jeder mal durchmacht. Wichtig ist nur, dass man so schnell wie möglich wieder aus dieser Blase rauskommt. Mein Tipp: Reden! Redet mit der Familie, Freunden oder dem Partner. UND: Raus aus der Wohnung! Frische Luft und ein Spaziergang können Wunder wirken.
Wie werde ich selbstbewusster, kann man das trainieren?
Julia: Es gibt viele Möglichkeiten seinen individuellen Weg zu finden, um selbstbewusster zu werden. Ein Weg könnte sein, dass man die passenden Vorbilder bei Instagram abonniert. Man könnte in Gedanken mal durch sein Umfeld gehen und schauen: Wer tut mir gut? Wer unterstützt mich? Wer legt mir eher Steine in den Weg? Wenn Menschen einem nicht guttun, besser auf Abstand gehen. Ja, auch wenn es die eigene Familie ist. Verbündete suchen und merken, dass man nicht alleine ist. Sich seinen persönlichen Herausforderungen stellen, z.B. im Sommer einen Bikini tragen. Bewusst stolz auf sich sein und daran wachsen.
Verena: Sich selbst bewusst zu werden – das ist nicht einfach, aber es tut gut. Sich von toxischen Menschen trennen. Aufhören, sich mit anderen zu vergleichen und schlecht zu machen. Auf sozialen Netzwerken nur Leuten folgen, die einem guttun.
Sich selbst bewusst zu werden – das ist nicht einfach, aber es tut gut.
Habt ihr weitere Kampagnen geplant?
Julia: Wir haben einige spannende Projekte geplant, die an die #RespectMySize-Kampagne anknüpfen. Sollte es ein passendes Ereignis geben, könnte ich mir gut vorstellen wieder eine Aktion umzusetzen.
Verena: Um es in meinen Worten auszudrücken: Bleiben sie dran, es wird spannend! Julia und ich werden uns definitiv weiterhin stark machen.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Julia: Wir wünschen uns, dass sich Sehgewohnheiten verändern und diverse Körpertypen in den Medien sichtbar werden, damit es unterschiedliche Vorbilder für Jugendliche gibt und die Zahl der jungen Frauen mit Essstörungen und Body Dysmorphophobia, Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers, (Anm. d. Red.) sinkt. Wir wünschen uns, dass sich die Menschen darüber bewusst werden, dass diese Gesellschaft dicken Menschen vorurteilsbelastet entgegentritt und sich das Denken und auch die Sprache verändert.
Verena: Diese Frage hat Julia wunderbar beantwortet und ich kann das so komplett unterstützen.
Du kannst gar nicht genug von Jules & Verena bekommen? Dann schau dir doch noch dieses tolle Gespräch mit den beiden und unserer Chefredakteurin Carola Niemann an.