Das Konzept der Bademodenmarke klingt eigentlich ganz einfach: Lydia Maurer möchte mit Phylyda Bademode neu definieren. Moderne, geschmackvolle und perfekt sitzende Einzelteile, die nach Lust und Laune kombiniert werden können und die weibliche Diversität feiern, sind hier Programm — egal ob androgyn oder curvy, alt oder jung, groß oder klein. Als erstes Swimwear Label überhaupt bietet Phylyda Designs, die auf die Körperform und nicht allein auf die Größe der Trägerin fokussiert sind.
„Mit Bademode verbinden die meisten Menschen schöne Erinnerungen an unbeschwerte Stunden am sonnigen Strand, gleichzeitig aber kommt vielen Frauen die Anprobe eines Bikinis eher einem Albtraum gleich. Das zu ändern habe ich mir zur Mission gemacht.“, erklärt Lydia.
Die Halb-Kolumbianerin verrät außerdem im Interview, warum ihr das Projekt so am Herzen liegt und wieso es an der Zeit ist, endlich umzudenken.
Phylyda
„The Curvy Magazine“: Lydia, du selbst bist schlank – wie kommt es, dass du ein Label mit Plus-Size-Größen gegründet hast?
Lydia Maurer: Ich habe über zehn Jahre in der Mode gearbeitet und war bei Luxus-Häusern wie Yves Saint Laurent, Givenchy und Paco Rabanne. Die Luxus-Welt ist extrem von männlichen Designern geprägt. Sie haben die Macht. Frauen bestechen durch Schönheit und wetteifern darum, wer am dünnsten ist und die schönsten Sachen tragen kann. Als Frau steht man in dieser Branche extrem unter Druck, um in die Mustergrößen (32/34) zu passen. Nach einer Weile habe ich mich sehr unwohl in meinem Körper gefühlt – und das, obwohl ich Kleidergröße 38/40 trage. Wie kann man mir das Gefühl geben, dass ich nicht gut genug bin und nicht schlank genug bin?
Gab es einen Moment, der dir ganz bewusst vor Augen geführt hat, dass es so nicht mehr weitergeht?
Lydia Maurer: Bei einem Model-Casting für Paco Rabanne hatte ich als Kreativ-Direktorin viele schöne Frauen Ende 20 eingeladen. Einige hatten schon Kinder und trugen Größe 36/38. Eines der Models war so schön und dann kamen von meinem Team sofort Kommentare wie ,Oh Gott, die hat ja Brüste, schau mal, wie das baumelt, das geht ja gar nicht. Und der Bauch – hat die gerade ein Kind bekommen?’ Das hat mich sehr getroffen und ich fand es so unmenschlich und unschön. Weiblichkeit wird einfach so bekreuzigt und Frauen bekommen das Gefühl, dass sie aussehen müssen, wie 16-jährige Mädchen.
Frauen müssen sich wohlfühlen – und dabei ist es egal, ob sie Größe 36 oder 46 tragen
Deshalb bist du auf die Idee gekommen, ein Label für Skinnies und Curvys zu gründen?
Lydia Maurer: Ja, ich wollte Frauen das Gefühl geben, dass es okay ist, so zu sein, wie sie sind. Und so ist 2014 die Idee für Phylyda geboren. Bademode ist ein Thema der Freiheit und gleichzeitig bereitet es den meisten Unwohlsein. Ich wollte etwas machen, das tolle Qualität und Design bietet und Frauen das Gefühl gibt, dass sie glamourös und schön sein können und auch das tragen können, was nachhaltig produziert wurde. Außerdem war es mir wichtig, dass sie sich beim Shoppen nicht trennen müssen und zusammen am gleichen Ort was finden können. Frauen müssen sich wohlfühlen – und dabei ist es egal, ob sie Größe 36 oder 46 tragen. Mir war es wichtig, dass meine Kundinnen nicht das Gefühl bekommen, mit Größe 42 noch zur ,coolen Gruppe’ zu gehören, die noch viel Auswahl hat – und alles, was danach kommt, muss sich mit dem zufrieden geben, was noch da ist. Vor allem, da es in der Plus-Size-Abteilung oft nur Sachen für alte Frauen gibt, die nicht schön aussehen und nicht gut verarbeitet sind. Und ich finde diese doppelspurige Welt in der Mode einfach nicht richtig. Deshalb bietet die neue Kollektion von Phylyda Bademode in den Größen 34 bis 54 an.
Wie bist du auf den Namen Phylyda gekommen?
Lydia Maurer: Phylyda ist ein Frauennamen aus dem Altgriechischen und bedeutet Blattwerk. Das fand ich sehr poetisch. Denn Blattwerk war ja unsere erste Kleidung. Der Name steht für mich für eine Frau, die sich erlaubt, froh zu sein. Die eine Genießerin ist, ihr Leben auskostet und sich keine Gedanken darüber macht, ob sie etwas essen darf oder nicht.
Phylyda ist ein High-End-Label und die Swimwear hat ihren Preis. Wie nimmst du Kritikern den Wind aus den Segeln?
Lydia Maurer: Meine Modelle rangieren zwischen 180 und 280 Euro. Als kleine Marke ist es schwierig, einen geringeren Preis zu schaffen. Aber die Qualität spricht für sich – wir nutzen nur europäische Stoffe mit Öko-Zertifikat. Das ist mir als Designerin, aber auch auch als Konsumentin sehr wichtig. Ich meine: In welcher Welt kann man für sechs Euro einen Bikini kaufen? Wie soll in dem Preis denn bitte die Arbeit, der Stoff und der Profit enthalten sein? Meine Kundinnen sollten anfangen, qualitätsbewusst zu sein. Das heißt: Ihnen muss klar werden, dass sie die Swimwear nicht nach zwei Monaten wegschmeißen müssen. Die Stücke sind Begleiter und können individuell angepasst werden.
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Ihr habt Lust bekommen, euch selbst einen Eindruck von der Swimwear zu machen? Dann schaut doch mal hier vorbei. Außerdem ist Phylyda im Les Soeurs Shop und im KaDeWe in Berlin, im Alsterhaus in Hamburg, bei Oberpollinger in München, sowie in ausgewählten Stores international erhältlich.