Das Thema Geschlechtskrankheiten ist bis heute ein Tabu, dabei kann es jede*n treffen. Deshalb klären wir zum Welttag für sexuelle Gesundheit darüber auf, wie du eine Geschlechtskrankheit vorbeugst, erkennst und behandelst.
Seit 2010 wird jedes Jahr zum 4. September der “Welttag für sexuelle Gesundheit” zelebriert. Die „World Association for Sexual Health“ (WAS) hat diesen Tag ins Leben gerufen, unter anderem mit dem Ziel, auf sexuell übertragbaren Infektionen – STIs – oder sexuelle Dysfunktion aufmerksam zu machen. Und weil auch wir finden, dass das Tabu-Thema Geschlechtskrankheiten viel mehr Aufmerksamkeit verdient, widmen wir uns heute den verschiedenen Erkrankungen, wie man sie erkennt, behandelt und vorbeugt. Denn sind wir mal ehrlich, die meisten von uns hatten bereits mit der ein oder anderen Geschlechtskrankheit zu kämpfen und offen darüber zu sprechen sollte heutzutage keine Ausnahme mehr sein.
Schluss mit den Tabus! Hier erfährst du alles über Pickel am Po, Ausfluss und Co.
Welche Geschlechtskrankheit habe ich?
Es juck, es kratzt, es riecht unangenehm im Schritt – das sind alles Anzeichen für eine Geschlechtskrankheit. Zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten oder STIs zählen unter anderem Chlamydien, Syphilis, Gonnorhö, HPV und Herpes. Doch wie erkenne ich, welche Geschlechtskrankheit ich nun habe?
Chlamydien
Chlamydien sind Bakterien, die Entzündungen verursachen. Am häufigsten in den Schleimhäuten von Harnröhre, Gebärmutterhals und Enddarm aber aufgrund von Oralverkehr, können sie auch im Rachen auftreten. Eine Infektion verläuft tatsächlich meist ohne oder nur mit leichten Symptomen. Treten doch Symptome auf, kommt es bei Infektionen an der Harnröhre oder den Geschlechtsorganen nach ein bis drei Wochen zu Ausfluss aus der Harnröhre, der Vagina und/oder zu Jucken, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen. Viele Infektionen werden daher gar nicht erst entdeckt. Das große Problem: Die Infektion kann unbehandelt in die Gebärmutter, Eileiter und Bauchhöhle wandern und dort Entzündungen hervorrufen. Zeichen dafür sind Fieber, starke Regelblutungen oder Zwischenblutungen. In manchen Fällen führt eine unbehandelte Chlamydien-Infektion sogar zu Unfruchtbarkeit, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaften.
Chlamydien erkennen & behandeln:
- Chlamydien können durch einen Abstrich oder einen Urintest beim Arzt festgestellt werden
- Diese Geschlechtskrankheit ist mit Antibiotika gut behandelbar und heilbar. Je früher die Behandlung beginnt, desto einfacher und kürzer ist sie normalerweise.
- Sexpartner*innen sollten sich untersuchen und gegebenenfalls mitbehandeln lassen, damit man nicht andere oder sich immer wieder gegenseitig ansteckt
Syphilis
Auch bei Syphilis handelt es sich um eine bakterielle Infektion Sie verläuft in mehreren Stadien und es treten sehr unterschiedliche Symptome auf. Zeitweise macht sich auch die Syphilis gar nicht bemerkbar. Deshalb bleibt die Krankheit oft unerkannt. Dabei kann die Syphilis unbehandelt schwere, zum Teil lebensbedrohliche Folgen haben. Anzeichen für Syphilis sind zu Beginn kleine Geschwüre an der Stelle, wo der Erreger in den Körper eingedrungen ist, zum Beispiel in der Scheide, im Analbereich oder am Mund. Hinzu kommen Schwellungen der Lymphknoten. Diese Symptome klingen meist von selbst wieder ab. Nach etwa zwei Monaten kann es zu Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen kommen. Häufig bilden sich Hautausschläge und Belag auf der Zunge. Auch diese Krankheitszeichen klingen von alleine wieder ab. Meist macht sich die Syphilis danach nicht mehr bemerkbar.
Kommt es aber in manchen Fällen nach Jahren zur dritten Phase der Krankheit, treten überall am Körper Geschwüre auf. Auch die Organe und das Nervensystem können geschädigt werden – bis hin zu Taubheit, Blindheit und geistigem Verfall. Dank guter Behandlungsmöglichkeiten kommt es dazu aber heute so gut wie gar nicht mehr.
Syphilis erkennen & behandeln:
- Bei Verdacht auf Syphilis wird ein Bluttest durchgeführt
- Mit Antibiotika ist die Krankheit gut behandelbar
- Menschen mit einer Syphilis sollten auf Sex verzichten, bis die Therapie beendet ist.
- Sexpartner*innen sollten informiert werden, damit auch sie sich auf Syphilis untersuchen lassen
Gonorrhö/Tripper
Gonorrhö, auch bekannt als Tripper, ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Bakterien – Gonokokken – verursachen diese Geschlechtskrankheit, die typischerweise die Schleimhäute von Harnröhre, Gebärmutterhals, Enddarm und Rachen, in seltenen Fällen auch die Augenbindehaut befallen und für Entzündungen sorgen. Charakteristische Anzeichen für diese Geschlechtskrankheit sind oft übel riechender Ausfluss aus der Harnröhre oder Vagina und Schmerzen beim Wasserlassen. Steigen die Bakterien auf, können sie auch zu Unterleibsschmerzen führen. Häufig treten aber auch keine Symptome auf oder Symptome werden nicht bemerkt.
Gonorrhö erkennen & behandeln:
- Gonokokken können durch einen Abstrich oder einen Urintest beim Arzt festgestellt werden
- Bei Symptomen oder konkretem Verdacht auf einen Tripper können die Kosten über die Krankenkasse abgerechnet werden
- Gonorrhö kann mit Antibiotika gut behandelt werden
HPV/Feigwarzen
Bei HPV bzw. Feigwarzen handelt es sich um kleine warzenartige Wucherungen im Genital- und Analbereich. In seltenen Fällen treten sie auch im Mund auf. Ursache dafür sind die sogenanntem humanen Papillomaviren (HPV), von denen es sehr viele verschiedene Arten gibt. Einige verursachen nicht schmerzhafte Feigwarzen, andere sind maßgeblich an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und Analkrebs beteiligt – das dauert allerdings zwischen fünf und zehn Jahren.
HPV erkennen & behandeln:
- Feigwarzen werden in der Regel durch eine Blickdiagnose oder durch Tasten diagnostiziert
- Ab dem 20. Lebensjahr können gesetzlich & meist auch privat Versicherte einmal im Jahr einen sogenannten Pap-Test im Rahmen der Krebsfrüherkennung in ihrer gynäkologischen Praxis machen lassen. Außerdem kann ab einem Alter von 35 alle drei Jahre ein direkter Test auf HPV durchgeführt werden.
- Eine gegen die Viren gerichtete Behandlung gibt es nicht. Deshalb sind regelmäßige Untersuchungen auf Feigwarzen oder Krebsvorstufen sinnvoll
- Feigwarzen lassen sich unterschiedlich behandeln, z. B. mit Cremes und Salben, operativer Entfernung oder durch Verätzung. Allerdings kann keine der Methoden eine vollständige Entfernung garantieren oder dauerhaft einen warzenfreien Zustand erhalten!
Herpes
Herpes an der Lippe kennen viele von uns, doch Herpes kann auch an anderen Stellen auftreten – vor allem im Genital- und Analbereich. Sogenannte Herpes-simplex-Viren (HSV) verursachen sowohl Lippenherpes als auch Genitalherpes. Die Übertragung der Herpesviren erfolgt durch engen Kontakt, zum Beispiel beim Küssen oder beim Sex, durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten), durch Schmierinfektion (z.B. Berühren des Herpes, gemeinsame Benutzung von Gläsern oder Besteck) sowie bei der Geburt. Typische Symptome sind kleine Bläschen oder Geschwüre. Genitalherpes betrifft meist die großen und kleinen Vulvalippen und den Gebärmutterhals. Auch der Analbereich kann betroffen sein. Mögliche Symptome sind Probleme beim Wasserlassen und blutiger Ausfluss aus dem After.
Herpes erkennen & behandeln
- Herpes-Viren lassen sich nicht wieder aus dem Körper entfernen. Bei geschwächtem Immunsystem oder durch bestimmte Auslöser können sie wieder aktiv werden
- Herpes ist anhand der typischen Krankheitsanzeichen für Ärzt*innen in der Regel per Blickdiagnose erkennbar. Manchmal können aber auch mikroskopische Untersuchungen oder Blutuntersuchungen sinnvoll sein
- Bei eingegrenztem Befall kann eine Behandlung der betroffenen Stelle mit pflegenden oder austrocknenden Mitteln ausreichen
- Virushemmende Cremes können den Krankheitsverlauf verkürzen und die Beschwerden mildern
- Bei häufig wiederkehrendem Herpes besteht die Möglichkeit einer Dauerprophylaxe mit niedrig dosierten Herpes-Medikamenten.
Wo kann ich mich auf Geschlechtskrankheiten testen lassen?
Testen lassen kannst du dich vor allem beim Arzt. Im Falle von Geschlechtskrankheiten solltest du dich am besten an deinen Gynäkologen wenden. Mittlerweile werden auch STI-Tests für zu Hause angeboten. Gerade Heimtests, die nicht in ein Labor gesendet werden, sind jedoch oft ungenau und können zu falschen Ergebnissen führen. Die Krankenversicherungen übernehmen übrigens meistens die Kosten für einen Test, wenn es bei dir Anzeichen für eine STI gibt oder wenn bei deiner (Sex-)Partnerin oder deinem (Sex-)Partner bereits eine STI festgestellt wurde. In vielen deutschen Großstädten gibt es außerdem die Möglichkeit, sich anonym beraten und bei Bedarf auf Geschlechtskrankheiten testen zu lassen – etwa in vielen Gesundheitsämtern und bei lokalen Aids-Hilfen. Hier findest du weitere Informationen zu diesem Angebot.
Wie schütze ich mich vor Geschlechtskrankheiten?
Ganz klar, durch Safe Sex. Beim richtigen Verwenden von Kondomen und Femidomen wird das Risiko, eine Geschlechtskrankheit zu übertragen, deutlich gesenkt. Auch Hände waschen ist ein wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von STIs, denn viele Viren werden auch über Hände, Berührungen und ähnliches übertragen.
Außerdem sollte man sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen, vor allem wenn man oft wechselnde Sexualpartner*innen hat.
Im Fall von HPV ist auch eine Impfung möglich. Diese schützt gegen die meisten HPV-Typen, die Gebärmutterhalskrebs oder Feigwarzen verursachen. Einen vollständigen Schutz bietet sie allerdings nicht.
Das Wichtigste beim Thema Geschelchtskrankheiten ist es allerdings, keine Scheu zu haben, einen Arzt aufzusuchen oder mit jemanden über seine Beschwerden zu sprechen. Ganz nach dem Motto: Schluss mit den Tabus!