Die ukrainische Rapperin Alyona Alyona wird als Newcomer Rap-Star gehandelt. Wir haben mit ihr über Feminismus, Bodypositivity und ihr neues Album Gala gesprochen.
The Curvy Magazine: Was bedeutet dir Musik?
Alyona Alyona: Bevor ich meine Rap-Karriere gestartet habe, war ich Erzieherin. Musik ist meine Unterrichtssprache. Damit kann ich anderen Feminismus, Bodypositivity oder den Umgang mit unserer Umwelt näherbringen. Ich mag es aber auch, einfach Tanzmusik zu machen, weil ich Tanzen liebe.
Wie fühlt es sich an, nicht mehr auf der Bühne sein zu können?
Es ist traurig, dass Menschen mein Gesicht nicht mehr sehen können. In 2020 träumte ich davon, dass mein Kalender in 2021 leerer ist, weil mich das viele Reisen und Auftreten müde gemacht hat. Jetzt vermisse ich die Konzerte. In der Ukraine wird es im Juni zumindest wieder einige Festivals geben – juhu!
Du hast deine Inspiration wegen Corona also nicht verloren?
Manche Musiker*innen waren in der Pandemie produktiver als vorher und haben viel Musik gemacht. Ich habe mich in der Zeit zur Bloggerin entwickelt und bin zum Beispiel ein Riesenfan von Tiktok geworden. Ich habe aber auch mein neues Album Gala veröffentlicht, weil ich nicht nicht zu lange damit warten wollte. Die Fans haben sich darauf gefreut und Musik wird in der Industrie schnell alt. Momentan mache ich auch viel Wohltätigkeitsarbeit. Mal schauen, was als nächstes kommt.
Auf Instagram beschäftigst du dich viel mit Feminismus und Bodypositivity. Das scheint dir sehr wichtig zu sein.
Mein Instagram ist nicht nur auf mich als Musikerin beschränkt, sondern stellt mich als Person dar. Wir haben uns dazu entschieden, Instagram vor allem dafür zu nutzen, lustigen Content zu posten. Dort kann ich auch über Themen sprechen, die mich beschäftigen. Zum Beispiel über die Tabuisierung von Sex. In der Ukraine wird mit Kindern nicht über Sex gesprochen. So kann keine Aufklärung stattfinden, die wichtig wäre. Menschen haben ihr Wissen über Sex nur aus dem Internet, das ist nicht okay.
Inwiefern beeinflussen Themen wie Feminismus oder Bodypositivity deine Musik?
Hinter der Bodypositivity-Bewegung stehe ich zu 100 Prozent. Manche feministische Positionen sind mir hingegen zu radikal. Für mich ist es zum Beispiel wichtig, dass Männer nicht schlecht gemacht werden, sondern alle Menschen gleich behandelt werden.
Wie fühlt es sich an, wenn Menschen mehr über deinen Körper sprechen als über dein Talent?
Menschen reden immer und ich mache einfach mein Ding. Manche mögen meine Musik, aber meinen Körper nicht. Manche finden mich cool, aber mögen meine Musik nicht. Ich habe ein großes vielseitiges Publikum. Menschen werden immer reden und ich werde immer rappen.
Ich stehe zu 100 Prozent hinter der Bodypositivity-Bewegung.
Alyona Alyona
Du wirst viel mit Lizzo verglichen. Wie fühlst du dich damit?
Hach, Lizzo ist richtig cool. Sie hat einmal ein Foto mit der amerikanischen Flagge gepostet und damit die Menschen aufgerufen, wählen zu gehen. Ich habe dasselbe mit der ukrainischen Flagge gemacht, aber hier hat das niemand verstanden. Ich habe versucht, wie Lizzo zu sein, aber das hat noch nicht so geklappt. Vielleicht brauche ich dafür einen Grammy.
Was möchtest du Frauen sagen, die unzufrieden mit ihrem Körper sind?
Du musst dich vor den Spiegel sitzen und dich selbst ansehen. Niemand ist hässlich. Schau dich im Spiegel an und du wirst sicher etwas finden, das du schön an dir findest. Versuche, dich darauf zu konzentrieren. Und so fängst du langsam an, alles an dir zu lieben. Wenn andere dir ein Kompliment machen, versuche, das auch zu glauben. Es ist aber wichtig, sich nicht für andere zu verändern, sondern für sich selbst.