Handgeschriebene Einladungen, Tischkärtchen & Co. schön zu schreiben ist zurzeit schwer angesagt.
Warum eigentlich? Na klar, nach hektischen Fitnesstrends und Perfektionswahn in den sozialen Medien ist uns wieder nach Ruhe, Muße und vor allem Handgemachtem. Individualität und Experimentierfreude inklusive, denn das zeigt nicht nur Lebendigkeit, sondern auch Liebe zum Handwerk.
So macht’s auch die Münchnerin Carolin Hensler alias Farbheldin, die sich, nur mit Papier und Stift bewaffnet, das Handlettering einfach selber beigebracht hat.
Wie bist Du zum Handlettering gekommen?
Schönschrift und Zeichnen haben mir in der Grundschule schon viel Spaß gemacht. Als ich nach meinem Studium der Germanistik und Anglistik ein Volontariat bei einem Verlag begann, kam irgendwann die Idee zu einem Handlettering-Buch auf, für dessen Entwicklung – also die Schriftzüge und kleinen Illustrationen – ich mit zwei Kollegen zuständig war. Zur selben Zeit habe ich zuhause eine in Vergessenheit geratene, noch ungeöffnete Packung mit Brush Pens entdeckt, die mir mein Vater mal geschenkt hatte. Da habe ich das Experimentieren mit der eigenen Handschrift so richtig für mich entdeckt und damit auch die Möglichkeit, einen eigenen Stil zu entwickeln. Bis heute ist das Brushlettering, also das Lettern mit Brush Pens, meine Lieblingsform im Handlettering.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Handlettering und Brushlettering?
Brushlettering ist noch ein wenig näher an der klassischen Kalligraphie als Handlettering, weil es genauso wie die Kalligraphie mit dem Wechsel aus dünnen und dicken Linien spielt. Für diese Technik sollte man sich eine Auswahl an Brush Pens zulegen. Das sind Stifte mit einer pinselartigen Spitze, die es in unterschiedlichen Größen und Farben gibt. Handlettering dagegen läuft etwas technischer ab. Am Anfang benötigt man Hilfslinien und sollte die Schriftzüge mit Bleistift erst einmal vorzeichnen, bevor die Linien nachgefahren werden – beispielsweise mit einem Fineliner. Brushlettering ist meinem Empfinden nach unkomplizierter, weniger durchgeplant. Ich kann dabei wunderbar abschalten, es hat für mich etwas Meditatives und Spontanes.
Was sind Deine Lieblingsstifte und worauf kommt’s da an?
Für Handletterings reichen ein normaler dünner Fineliner in der Stärke 0,5, ein nicht zu dunkler Bleistift und ein Lineal für Hilfslinien. Bei den Brush Pens sind die Stifte des japanischen Herstellers Tombow die bekanntesten – ich lettere die meisten meiner Werke mit ihnen. Aber es gibt mittlerweile auch viele deutsche Unternehmen, wie Faber Castell oder Edding, die Brush Pens für Einsteiger anbieten. Wichtig bei diesen Stiften ist eine flexible Spitze, die sich der Druckausübung auf den Stift anpasst und später wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehrt. Die Spitze wertiger Stifte verträgt das Aufdrücken problemlos und franst nicht aus.
Hast Du Tipps für Anfänger?
Ich habe ganz klein angefangen und mich erst einmal am Alphabet versucht. Zunächst empfehle ich das Üben von Kleinbuchstaben und erst im Anschluss das Lettern von Großbuchstaben, die mehr Fläche benötigen und somit eine ruhigere Stiftführung voraussetzen. Beim Brushlettering ist es außerdem wichtig, dass der Aufwärtsstrich dünn und der Abwärtsstrich dick gehalten sind. Ansonsten habe ich nur einen ganz simplen Tipp, nämlich: Üben, üben, üben! Und man sollte gerade am Anfang milde mit sich selbst sein, denn nicht alles gelingt auf Anhieb. Aber schon zehn bis zwanzig Minuten am Tag reichen aus, um sich schnell zu verbessern. Und dann sind auch der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt!
Inzwischen sind einige Bücher von Dir zum Thema erschienen. Gibt es schon ein neues Projekt?
Bisher durfte ich an einigen Handlettering-Büchern als Autorin und teilweise auch als Illustratorin mitarbeiten, das stimmt. Am 15. Februar erscheint mein eigenes Buch zum Thema Brushlettering für Einsteiger bei ArsEdition, das ich geplant, geschrieben und illustriert habe. Ich freu mich schon sehr auf den Moment, wenn ich es in den Buchläden stehen sehe. Das wird eine tolle Erfahrung! Und auch Workshops gebe ich inzwischen. Es ist einfach schön zu sehen, wieviel Spaß das Zeichnen von Buchstaben und die eigene Handschrift machen können!