Warum werden Menschen mit Mehrgewicht in Romcoms meist auf ihren Körper reduziert und nicht als komplexe Charaktere dargestellt? Und was hat das mit Feminismus zu tun? Wir haben Romcoms genauer unter die Lupe genommen.
Ein entspannter Abend vor dem Fernseher, der Geruch von frischem Popcorn, ein seichter Film, der uns die Arbeitswoche vergessen lässt… klingt machbar, oder? Romcoms sind da anderer Meinung.
Graue Maus vs. herzlose Business-Frau
Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges tut, scheint die Bodypositivity-Bewegung nicht in Hollywood angekommen zu sein. Vor allem nicht in romantischen Filmen, deren Humor darauf basiert, Menschen, die nicht der Norm entsprechen, zu diskriminieren.
Das Bild, das in diesen Filmen von Frauen allgemein gezeichnet wird, ist kurz gesagt eindimensional. Zwei Figurentypen stehen dabei meist besonders im Fokus: Das graue Mäuschen, das am Schluss dann doch irgendwie mit aller Not und Mühe ihren Traumprinz abbekommt und die erfolgreiche, herzlose Geschäftsfrau, die sich wild durch die Gegend schläft. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann mich weder mit dem einen noch mit dem anderen Charakter identifizieren.
Dass Frauen auf etwas reduziert werden, hört aber nicht damit auf, dass die Figuren nicht wirklich eine Persönlichkeit haben. Meistens fällt früher oder später immer ein abfälliger Kommentar gegenüber anderen Frauen, die zugenommen haben. Oder: Die vermeintliche Hölle, der Albtraum jeder Frau wird auf den Tisch gepackt – Gewichtszunahme.
Mehrgewicht in Romcoms
Der Film “Man lernt nie aus” beispielsweise ist das, was man relativ allgemeingültig als wholesome bezeichnen würde. Liebenswürdige Charaktere, eine nette Storyline, aber leider bleibt es dann doch nicht dabei. Der als umsichtig dargestellte Rentner Ben will seine weinende Kollegin darüber hinwegzutrösten, dass er ein paar ihrer Aufgaben übernimmt. Er versucht es mit dem Argument, dass sie ihren Schlaf gut gebrauchen könne. Auch weil er gehört hat, Frauen mit Schlafmangel würden schneller zunehmen. Die Antwort seiner Kollegin: “Ich schlafe keine fünf Stunden und jetzt werde ich auch noch fett?” Schlafmangel ist schon schlimm, aber Gewichtszunahme – um Gottes Willen, da schrillen alle Alarmglocken.
Mehrgewicht in Romcoms wird auch gerne automatisch mit unattraktiv gleichgesetzt. In “Schadenfreundinnen” erklärt Nicki Minaj Cameron Diaz, dass ihre Affäre mit einem verheirateten Mann nicht moralisch fragwürdig sei, da seine Ehefrau fett geworden sei und er sie deshalb sowieso nicht mehr wolle. Harte Worte von einer Frau über eine andere Frau, oder? In der als feministisch gefeierten Serie “The Marvelous Mrs. Maisel” fällt ohne kritische Kommentierung der Satz: „Meine Zimmergenossin war nett und dick. Ich musste nicht allein essen und keine Angst um meinen Freund haben.“
Wie sprechen wir über andere Frauen?
Leider wird Feminismus in unserer Gesellschaft oft wenig intersektional gedacht. Dabei sollte es nicht nur darum gehen, dass weiße, dünne Frauen und Männer gleichgestellt sind. Sondern, dass ALLE Frauen, unabhängig von ihrem Aussehen, Alter, Herkunft und so weiter Gleichberechtigung erfahren. Dazu gehört auch, dass das gesellschaftliche Schönheitsideal hinterfragt wird. Für mich bedeutet Feminismus auch, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen. Und dazu gehört mit Sicherheit nicht, andere Frauen zu bodyshamen.
In manchen Filmen wie zum Beispiel Disneys “Die gute Fee” oder Netflixs “Wings Club” bin ich mir selbst nicht einmal sicher, ob die Darstellung der mehrgewichtigen Charaktere nun fettfeindlich ist oder einfach nur darstellt, wie unsere Gesellschaft funktioniert: Dass dicke und kurvige Frauen auf ihren Körper reduziert werden. Dass nicht ihre Persönlichkeit im Fokus steht, sondern, wie sie aussehen. In der Serie “This is us” werden mehrgewichtige Menschen zwar immerhin repräsentiert. Allerdings wird bei der Charakterentwicklung von Kate vor allem auf ihrem Gewicht und ihrem damit verbundenen Leidensweg herumgeritten.
Die angenehmste Darstellung von mehrgewichtigen Menschen findet meiner Meinung nach in der Serie “The Bold Type” statt. Die Mode-Redakteurin Sage ist zwar keine Hauptfigur, allerdings wird sie als selbstbestimmter, starker Charakter vorgestellt. Wir wünschen uns solche Figuren in Zukunft als Lead in Filmen und Serien. Und ihr?
Wenn ihr einfach Lust auf entspannte Serien habt, die trotzdem Tiefgang haben, findet ihr hier ein paar Tipps!
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