Katharina Ebel reist für SOS Kinderdörfer weltweit in Krisengebiete und hilft den Menschen vor Ort.
Eigentlich kommt Katharina Ebel aus dem Journalismus und hat für eine Nachrichtenagentur gearbeitet. Aber immer nur über die Ereignisse, die sie erlebte zu berichten, war Katharina zu wenig. Sie wollte mehr. Sie wollte wirklich helfen, für die Menschen da sein, die in Kriegsgebieten leben müssen und teilweise alles verloren haben.

Diese idealistische Ader, so wie ihr unbedingter Wille, die Welt zu verändern, waren immer ihr Antrieb. Also studierte sie Katastrophen- und Sicherheits-Management, kündigte dann ihren sicheren Job und ging nach Afghanistan, um dort Entwicklungshilfe zu leisten. In diesen sechs Monaten hat sie viel gelernt. “Ich bin in eine reine Männerdomäne eingedrungen und musste lernen zurückzustecken”, so Katharina. Besagte Männer haben am Anfang nicht einmal mit ihr geredet, aber sie biss sich durch und überzeugte durch Kompetenz und Einsatz. Als das halbe Jahr vorbei war, sind die Männer sogar losgezogen und haben ihr zum Abschied einen Schal geschenkt. “Das war mein stolzester Moment, beide Seiten haben Grenzen überwunden und sind aneinander gewachsen”, sagt Katharina.

Wieder zurück in Deutschland hat Katharina zwar für einen Verlag gearbeitet, aber tief in sich spürte sie, dass sich etwas verändert hat. Sie wollte wieder raus – in die Länder, zu den Menschen.

Seit 2014 ist sie nun für SOS Kinderdörfer weltweit unermüdlich im Einsatz. Als Katastrophen-Expertin und Projekt-Managerin hat sie in Afghanistan, Syrien und im Irak gearbeitet. Während der Hochzeit des Syrienkriegs hat sie das Team vor Ort beraten und anschließend im Irak ein Projekt zur psychologischen Betreuung traumatisierter Kriegskinder aufgebaut und Länder wie Somalia, Nigeria und den Sudan auf Krisenfälle vorbereitet. Die letzten Monate war sie in Afrika, als Corona ausbrach. Wenige Stunden, bevor der Flughafen von Addis Abeba den Flugverkehr weitestgehend einstellte, konnte sie mit einer der letzten Maschinen das Land verlassen.

Diese Schreckensszenarien, die wir nur aus dem Fernsehen kennen, live mitzuerleben, ist natürlich nicht einfach und auch Katharina hat schon mehr als einmal große Angst gehabt. Ob in Somalia, als eine Krankenschwester aus der Rot-Kreuz-Station nebenan entführt wurde, eine Bombe in unmittelbarer Nähe explodiert oder ein kleiner Junge völlig apatisch von einer Mutter erzählt, die in Gefangenschaft nach Essen für ihr Kind gefragt hat. Daraufhin wurde ihr das Kind weggenommen. Wie hält man solche Grausamkeiten emotional aus? “Man muss Pausen machen. Nach ein paar Monaten gehe ich wieder für einige Zeit nach Deutschland und kehre dann zurück. Aber man muss emphatisch sein, wenn das irgendwann an mir abprallt, kann ich meinen Beruf nicht länger ausüben”, sagt Katharina.

Im Moment ist sie in Deutschland, wo sich die 41-jährige mit ihrer besten Freundin ein Haus teilt und einen Pflegehund hat. Von hier aus leitet sie ein Redaktionsteam, schiebt Projektinnovationen und Klimaschutz- und Umweltprojekte in Afrika an. “Aber ich scharre schon mit den Hufen”, sagt Katharina und lacht. Sie kann es kaum erwarten wieder selbst vor Ort zu sein und ihre Projekte voranzutreiben und den Menschen zu helfen. Was für eine starke Frau!