Sie ist blond, sexy und hat tolle Kurven! Doch die musste Elsa Andrei, die auf Instagram als “About_Elsa” zu finden ist, erst lieben lernen, wie sie im Interview erzählt. Warum sie heute trotz anhaltender Kritik selbstbewusster denn je ist und wie sie sich gegen Hater-Kommentare zur Wehr setzt? Das hat sie the Curvy Magazine verraten.
Ihre Bilder sprudeln vor Sinnlichkeit, strahlen pure Lebensfreude aus und sorgen für eine tolle Abwechslung in der sonst oft so monotonen Instagram-Welt. Doch Elsa Andrei alias “About_Elsa” steht für mehr als das. Ihr Ziel ist es, ihren mittlerweile fast 13.000 Followern etwas zu vermitteln, das in der schönen Scheinwelt des Internets oft untergeht: eine große Portion Selbstliebe. Denn dafür steht die 34-Jährige mit jeder Zelle ihres Körpers.
the Curvy Magazine: Früher warst du Fitfluencerin, heute stehst du zu deinen tollen Kurven. Wie kam es zu diesem Wandel?
Elsa Andrei aka About_Elsa: Ich wollte mich nicht mehr diesem Druck aussetzen, schlank und shredded auszusehen, nur damit ich als Trainerin ernst genommen werde. Leider wird Optik sehr häufig mit Kompetenz gleichgesetzt, was im Fitnessbereich noch extremer ist. Ich hatte keine Lust mehr mich zu kasteien, um einem gängigen Fitfluencer-Bild zu entsprechen. Bewegung, Spaß am eigenen Körper und Gesundheit hat nichts mit einem bestimmten BMI zu tun. Der BMI ist lediglich eine vage Orientierung, die aber nicht wirklich aussagekräftig ist, weil sie weder Sportlichkeit noch Verteilung von Fett zu Muskelmasse, sowie genetische Disposition und eventuelle Vorerkrankungen berücksichtigt. Ich esse sehr gerne und ich trainiere sehr gerne. Heute genieße ich das Leben mehr als früher.
“Ich hatte keine Lust mehr, mich zu kasteien”
Während andere sich auf Instagram gerne möglichst perfekt präsentieren, postet du auch mal Fotos mit Doppelkinn oder Pickeln. Warum?
Mal ernsthaft, niemand sieht so perfekt aus wie die großen Beauty Blogger auf Instagram. Nicht einmal diese Beauty Blogger selbst! Ich muss teilweise sehr schmunzeln, wie sich junge, wunderschöne Frauen inszenieren und unter dem Hashtag #fürmehrrealitätaufinstagram noch eine Hautfalte als vermeintliche Speckrolle präsentieren. Das ist für mich keine Realität. Das ist bewusste Inszenierung, dass sie selbst „unperfekt“ schöner sind als 80% aller Instagram-Nutzerinnen, die sich nach dem Anblick noch beschissener fühlen. Ich finde es nicht schlimm, schöne Bilder zu posten, die uns in einem schönen Licht zeigen. Auch ich liebe Ästhetik! Ich finde es nur bedenklich, wenn junge Frauen und Mädchen das irgendwann für die Realität halten und sich anfangen, nach diesem Ideal zu orientieren und depressiv werden.
Ich möchte nicht, dass sich Menschen beim Anblick meiner Bilder schlecht fühlen, weil sie nur perfekte Inszenierung zeigen. Die Menschen müssen lernen, sich, das Leben und vor allem Social Media nicht allzu ernst zu nehmen und einen entspannten Umgang mit sich und ihrem Körper bekommen. Außerdem ist es wichtig, gängige Schönheitsideale zu hinterfragen.
Du zeigst dich ganz selbstbewusst im Bikini und in Unterwäsche und sieht unglaublich toll aus. Aber dafür gibt es auf deinem Internet-Profil About_Elsa auch mal negative Kommentare, oder?
Ja, Internettrolle gibt es leider immer und Hass im Netz ist immer noch ein großes Thema. Ich bekomme auch oft Hasskommentare und Privatnachrichten von übergriffigen Menschen, die sich anmaßen, meinen Körper auf eine Art und Weise ungefragt zu bewerten und zu kommentieren. Wenn man sich erstmal bewusst macht, dass es meistens minderjährige, gelangweilte Teenager sind, die einem schreiben, macht es das zwar nicht besser – aber es nimmt die Ernsthaftigkeit raus. Diese Menschen haben Probleme mit sich, die sie auf fremde Menschen im Internet übertragen, weil es einfacher ist, als sich mit ihren eigenen Dämonen zu beschäftigen.
“Es sollte nicht ,mutig’ sein, seinen regulären Körper zeigen zu können”
Ich bekomme oft auch Nachrichten, wie “mutig” es ist, dass ich mich im Bikini zeige. Dabei sollte es nicht „mutig“ sein, seinen regulären Körper zeigen zu können. Das sagt nämlich leider schon eine Menge aus über unsere Gesellschaft. Es sollte normal sein, sich so zeigen zu dürfen, wie man eben ist – mit all seinen Ecken und Kanten. Mutig bin ich, wenn ich einen Termin für die alljährliche Zahnreinigung mache, nicht weil ich mich zeige, wie ich am Strand auch rumlaufen würde. Dieses Denken von „mutig sein“ im Bezug auf „zu sich selbst stehen“ muss aufhören.
Wie gehst du mit Bodyshamern um?
Es ist nicht immer einfach, mit Bodyshaming umzugehen. Ich bin nicht immer selbstbewusst, manchmal habe ich auch schwache Tage, an denen ich mich maßlos ärgere über diese Art von Menschen. Meistens schaffe ich es aber, diese Kommentare auszublenden, sie zu löschen oder gar nicht erst darauf einzugehen.
Diese Menschen wollen in erster Linie Beachtung mit ihren Provokationen bekommen. Ignoranz ist da die grösste Strafe! Manchmal melde ich aber auch diese Profile und ich würde auch empfehlen, sie zur Anzeige zu bringen, wenn sie ein Ausmaß annehmen, das hart unter die Gürtellinie geht. Wir dürfen nicht vergessen: Beleidigungen sind strafbar! Die Anonymität des Netzes schützt nicht. Jede IP-Adresse kann zurückverfolgt werden. Da darf man sich auch ruhig mehr trauen. Manchmal mache ich auch auf meinem Instagram-Profil “About_Elsa” einen Outcall, wenn Profile sich hart daneben benehmen. Aber das kommt eher selten vor. Im realen Leben habe ich Gott sei Dank noch keine übergriffigen Kommentare bekommen.
Wie reagieren deine Eltern auf deine Kurven? War das jemals ein Thema?
Meine Familie ist der Meinung, ich soll abnehmen. Sie finden, ich sehe nicht mehr so „fit“ aus. Ich weiß, sie wollen nur das Beste für mich. Aber ältere Generationen sind noch mehr von alten Glaubenssätzen der Gesellschaft geprägt, als die jüngere Generation. Das Umdenken findet Step by Step statt, aber meine Familie ist da leider noch nicht so weit. Ansonsten bekomme ich von Männern und Frauen meistens Komplimente zu meinen Kurven, wobei mir das tatsächlich nicht wichtig ist, da die wichtigste Bewertung stets meine eigene sein sollte. Ich finde es ganz schwierig und ungesund, seinen Selbstwert über äußere Bestätigung zu definieren. Früher habe ich andauernd oberflächliche Komplimente zu meinem Body bekommen, aber da war ich ständig unzufrieden mit mir, da ich mich selbst nicht mit der Liebe betrachtet habe, die ich mir hätte entgegenbringen sollen.
“Schönheitsideale befinden sich ständig im Wandel”
Schönheitsideale befinden sich ständig im Wandel. Ich möchte nicht Teil dieses Hamsterrads sein und mich ständig verbiegen, nur um dem aktuellen Trend zu entsprechen. So wie damals mit den Augenbrauen. Von “Zicken-Brauen” (ich hasse übrigens den Begriff Zicke, weil es nur wieder eine Abwertung der Frau bedeutet) zu buschigen Brauen. Man kann es nie der Masse Recht machen. Am Ende musst du selber diesen „Sex-Appeal“ definieren und fühlen. Dann bist du auch sexy und attraktiv! Es gibt meiner Meinung nach ohnehin nichts Attraktiveres als Selbstbewusstsein, Humor und ein gutes Herz. Solche Menschen nehmen mit ihrer Aura jeden Raum ein. Das können wir alle. Das steckt in uns. Das kann kein Kim-Kardashian-Hintern toppen.