Essstörungen können jede*n treffen – unabhängig von Gewicht und Kleidergröße. Model und Bodypositivity-Aktivistin Tess Holliday spricht jetzt in einem Interview das erste Mal über ihre Anorexie-Diagnose.
TW: In diesem Artikel geht es um das Thema Essstörung und Anorexie.
Wenn man an Essstörungen und Magersucht denkt, schießen einem direkt Bilder von abgemagerten Promis in den Kopf. Dass Anorexie aber auch Plus-Size-Personen treffen kann, wird bis heute leider viel zu wenig thematisiert. Jetzt spricht Model und Bodypositiviy-Aktivistin Tess Holliday über ihre Anorexie-Diagnose, die sie vor kurzem erhalten hat und wie sie damit umgeht.
Tess Holliday twittert: “Ich schäme mich nicht mehr”
“Ich bin magersüchtig und auf dem Weg der Besserung. Ich schäme mich nicht mehr, das laut zu sagen. Ich bin das Resultat einer Kultur, die Dünnsein feiert und mit Wertschätzung gleichsetzt, aber ich schreibe jetzt meine eigene Geschichte. Ich bin endlich in der Lage, für einen Körper zu sorgen, den ich mein ganzes Leben lang bestraft habe, und ich bin endlich frei”, twittert Tess Holliday vor einigen Tagen.
I’m anorexic & in recovery. I’m not ashamed to say it out loud anymore. I’m the result of a culture that celebrates thinness & equates that to worth, but I get to write my own narrative now. I’m finally able to care for a body that I’ve punished my entire life & I am finally free
— Tess H🍒lliday (@Tess_Holliday) May 1, 2021
Anfeindungen wegen ihrer Diagnose
In einem Interview mit dem US-Frühstücksfernsehen “Good Morning America” geht die zweifache Mutter dann noch einen Schritt weiter, spricht offen und ehrlich über die Reaktionen, die sie auf ihre Anorexie-Diagnose erhalten hat. “Ich habe viele Nachrichten von Menschen bekommen, die magersüchtig und wütend und empört sind, weil sie glauben, dass ich lüge”, erzählt Tess Holliday im US-Fernsehen. Dabei wird es die 35-Jährige nicht leid zu betonen, dass ihre Körperfülle nichts mehr der Diagnose zu tun hat. “Man kann jemanden nicht anschauen und sagen, ob er gesund oder nicht gesund ist. Das kann man einfach nicht!”
Tess Holliday will über Magersucht aufklären
“Ich verstehe, dass mich die Leute anschauen und ich nicht in das Bild passen, was uns bisher unter der Diagnose Anorexie gezeigt wurde”, so das erfolgreiche Plus-Size-Model weiter. “Aber das sagt mir eben auch, dass es ein größeres Problem gibt, von dem ich tatsächlich schon seit Jahren rede. Wir haben in dieser Welt einen Mangel an Vielfalt und Repräsentation.” Und genau deshalb hat Tess Holliday ihren bisher stillen Kampf auch öffentlich gemacht. Um das Stigma zu durchbrechen und anderen Plus-Size-Frauen nicht nur den Weg zu ebnen, sondern auch für mehr Verständnis zu appellieren. Denn das Leben mit einer Essstörung ist hart genug – auch ohne zusätzliche Kritik von außen!