Wir brauchen mehr Empowerment-Songs!
Es gibt tausende von Love Quotes wie etwa “Wenn du etwas liebst, lass es los. Wenn es zu dir zurückkommt, gehört es dir. Wenn es nicht zurückkommt, hat es dir nie gehört.” Aber was wollen diese Sprüche uns eigentlich sagen? Warum klingt Liebe so oft nach einem Versteckspiel? Der eine geht, und der andere muss suchen. Warum geht es dabei oft um Besitz? Um Distanz? Denken wir, dass es das ist, was Liebe ausmacht? Ein zu fest Halten, um dann ohnehin wieder Loslassen zu müssen.
Wer kennt es nicht? Wenn es um Gefühle geht, beißt man sich manchmal an Hoffnungen fest und ist wie Sherlock Holmes auf Spurensuchen nach Hinweisen, ob das Gegenüber genauso empfindet. Wenn die Person auf Distanz geht, sucht man nach Erklärungen, warum das eventuell so sein könnte. Vielleicht. Was wäre wenn. Einfach ist es nicht, sich im Liebes-Limbus zu befinden.
“Promise I’m worthy”
Adeles Songs führen beispielsweise perfekt vor Augen, wie man sich selbst bewertet, wenn die eigene Liebe nicht (mehr) erwidert wird und sich zurechtlegt, warum das so sein könnte. “Didn’t I give it all/ Tried my best/ Gave you everything I had/ Everything and no less?/ Didn’t I do it right?/ Did I let you down?“
Ein Klassiker ist dabei der Vergleich mit der neuen Freundin: “Guess she gave you things I didn’t give to you.“
Wie man sich einredet, dass die andere Person keinen einzigen Tag ohne einen leben kann. “Maybe I should leave to help you see/ Nothing is better than this/ And this is everything we need.“
Wie man an der ganzen Beziehung und an der Liebe zweifelt, weil das Gegenüber sie scheinbar einfach loslassen konnte. “You’ve given up so easily/ I thought you loved me more than this.“
Wie man die andere Person abwertet oder verklärt. “Never mind, I’ll find someone like you/ I wish nothing but the best for you too/ Don’t forget me, I beg.“
Und wie man bei der nächsten Beziehung wieder in ähnliche Muster verfällt. “I dare you to let me be your/ Your one and only/ Promise I’m worthy/ To hold in your arms/ So come on and give me the chance/ To prove I am the one who can/ Walk that mile/ Until the end starts.“
Die ungeliebte Frau
Ich liebe Adele und ihre Musik. Sie begleitet mich seit Jahren, aber wenn man sich die Songtexte von den Alben 19 und 21 anschaut, fällt eine problematische Thematik auf, die sich durch so viele Songs von Frauen zieht: ‚Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden. Was kann ich tun, um dir zu genügen?‘ Mir fällt selbst erst nach und nach auf, wie wir Frauen uns in dieser Gesellschaft systematisch abwerten. Nicht nur in Bezug auf Liebe. Wie in den Medien immer wieder dasselbe Narrativ von der bemitleidenswerten, ungeliebten Frau aufgefahren wird. Von Männern und von Frauen.
Das heißt natürlich nicht, dass wir Adeles Songs oder ähnliche Musik nicht anhören sollten. Ihre Songs sind trotzdem Banger und sie kann machen und lassen, was sie möchte. Aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir nicht davon singen müssen, wie wenig wir wert sind. Dass Liebe kein Hin und Her zwischen Nähe und Distanz sein muss. Wir leben nicht mehr im Mittelalter und Minnesang ist einfach out – wir wollen Empowerment!
“If you’re on your way/ I’m not gonna write you to stay/ If all you have is leavin’/ I’ma need a better reason/ To write you a love song today.“
So heißt es in Sara Bareilles Debüt Love Song von 2007. Ich bin keine Beziehungsexpertin, aber für mich klingt das nach einer gesünderen Sichtweise auf Liebe: Wenn du bleiben willst, bleib. Wenn nicht, schreibe ich dir keinen dramatischen, tränentriefenden Song, um dich bei mir zu halten.
“But you are so damn worth it, baby.“
Abgesehen davon gibt es nicht nur romantische Liebe, sondern auch andere Formen von Liebe. Victory resümiert in ihrem Song “Who I Am” beispielsweise über Rassismus und äußert ihre Ängste, dass die Welt ihrer Kinder nicht besser sein wird als unsere. Mereba singt in “Stay Tru“: “Iʼm sick and tired of the compromising/ Iʼd rather sleep with no one beside me/ Than with a ghost with a heart that froze.” Wir müssen uns nicht mit etwas zufriedengeben, was uns nicht gut tut.
Und wenn Ariana Grande in “7 Rings” davon singt, wie reich sie ist und wie sie ihre Freund:innen mit teuren Geschenken spoilet, dann ist das meiner Meinung nach auch ein Ausdruck von Feminismus und Empowerment. Es ist nicht einfach, als Frau zu Anerkennung und Reichtum zu kommen. Also warum sich nicht einfach mit ihr freuen? Letztendlich zählt nur eines, wie Amber Mark es auf den Punkt bringt: “You think you don’t deserve it/ But you are so damn worth it, baby.“
Wir haben dir eine Playlist mit Empowerment-Songs zusammengestellt, mit der du dich und deine Freund:innen ohne schlechtes Gewissen so richtig abfeiern kannst.
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