Im Interview mit Lola, Tattoo-Künstlerin aus Hamburg, beantworten wir euch die wichtigsten Fragen rund ums Tattoo.
Spätestens in den 90er Jahren hat sich die Art und Weise was die Menschen über Tattoos denken vollkommen verändert. Sie werden nicht mehr als verpönt betrachtet oder mit Gangs und Kriminalität in Verbindung gebracht.
Im Gegenteil, Tattoos sind tolle anhaltende Schmuckstücke und sind daher auch immer häufiger auf der Haut von vielen curvy Power-Frauen zu sehen:
Damit ihr bei diesem Thema nicht im Dunkeln steht, haben wir uns mit Tattoo-Künstlerin Lola aus Hamburg unterhalten und ihr 10 Fragen rund ums Tättowieren gestellt:
The Curvy Magazine: Was kannst du zu dir als Person und als Künstlerin sagen?
Lola: Ich bin Lola und tätowiere bereits seit einigen Jahren in meinem privaten Studio auf Anfrage. Hauptberuflich bin ich in einer anderen Branche tätig, aber sehe das Tätowieren auf jeden Fall als meine Passion und auch wenn ich damit nicht meinen Lebensunterhalt finanzieren kann, bin ich sehr dankbar, dass ich meine Kreativität in meinem eigenen Ermessen freien Lauf lassen kann. Mit dem Tätowieren habe ich eine Kunst gefunden, in der ich mich wohl und erfüllt fühle. Jeder Kunde und jede Kundin sind eine großartige Herausforderung, an der ich immer weiter wachsen und lernen kann.
Was ist wichtig zu beachten, bevor man sich tätowieren lässt?
Am aller wichtigsten ist meiner Meinung nach die bewusste Auswahl des Künstlers oder der Künstlerin. Bevor man sich tätowieren lässt, sollte man sich darüber informieren welche Motive und in welchem Stil die Künstler*innen bereits stechen. Auch den Ort, also das Studio sollte man genauer betrachten und schauen, ob es den hygienischen Standards entspricht. Außerdem ist es sehr wichtig sich wohl zu fühlen. Kein Kunde sollte sich gedrängt oder unter Druck gesetzt fühlen, sich schnellstmöglich für ein Motiv zu entscheiden, weil bereits zehn Andere auf ihr Tattoo warten. Am schönsten ist es wirklich, wenn sich Künstler*in und Kunden gegenseitig inspirieren können und sich füreinander Zeit nehmen. Und ich sehe es als höchst unprofessionell an, wenn man ein Motiv, das bereits existiert und aus dem Netzt gefischt wurde ohne Nachfragen sticht. Die Kunst des Tätowierens lebt von Kreativität und Selbstverwirklichung und nicht der stupiden Abfertigung.
Klein aber fein? Sollte man mit kleineren Motiven anfangen?
Es ist dahin gehend sinnvoll mit kleinen Motiven anzufangen, da man oft erst nach dem ersten Tattoo weiß, ob es einem am eigenen Körper wirklich gefällt. Ein kleineres Motiv ist daher gut geeignet für den ersten ‚Test‘. Wenn man sich jedoch längerfristig Gedanken macht und vielleicht sogar schon Konzept im Hinterkopf hat und weiß wie ein bestimmtes Körperteil in Zukunft mal aussehen soll, kann man theoretisch auch mit einem größeren Motiv beginnen. Man sollte sich jedoch sicher sein und nicht unbedingt mit 18 Jahren in ein Studio laufen und sich ein Sternchen tätowieren lassen (so wie ich es gemacht habe).
Moneten, Kohle, Zaster – Wie teuer sind Tattoos?
Viele Studios nehmen meist eine bestimmte Pauschale, über die man sich individuell informieren sollte. Je nach Studio und Künstler*in fangen manche Preise erst ab 50€, 80€ oder 100€ an. Dann ist es auch egal, wie groß oder klein das Motiv ist, da der Aufwand gleich ist und die Kosten für das Material und alles drum herum gedeckt werden müssen. Auch die Zeit, die sich die Künstler*innen für ihre Kunden und eine gute Beratung nehmen ist natürlich kostbar. Preise sollten daher immer im Voraus erfragt werden.
OUCH! Welche stellen tun am meisten weh?
Online findet man die verschiedensten Berichte darüber, welche Stelle wie sehr wehtat. Und klar, man merkt es ja selbst, beim Abtasten des Körpers, unterschiedliche Stellen sind unterschiedlich empfindlich. Jedoch ist das Schmerzempfinden sehr, sehr individuell und kann nicht wirklich verallgemeinert werden. Ich merke immer wieder beim Tätowieren, dass manche Menschen an bestimmten Stellen ganz empfindlich sind, während andere wiederum den Schmerz gut verkraften und als schon fast angenehm empfinden.
Was ist nach dem stechen wichtig? Wie pflegt man richtig?
Zur Pflege sollte jede*r Tätowierer*in individuell etwas sagen, da diese dann bereits in Kontakt mit der Haut des Kunden waren und diese gesehen und gefühlt haben. Generell sollte man nach dem Stechen größere Sonneneinstrahlungen und Strapazen für die Haut, wie z.B. das Scheuern auf der Haut durch Kleidung, vermeiden. Man sollte außerdem nicht direkt anschließend ins Schwimmbad oder in die Sauna gehen, da so der Heilungsprozess gefährdet werden kann. Aber um die Heilung zu unterstützen, gibt es spezielle Tattoo-Cremes, die in der Apotheke erhältlich sind. Und dabei gilt: Weniger ist mehr! Eine dünne Schicht Creme genügt, da die Haut weiterhin atmen sollte.
Das Motiv fürs Leben? Nach welchen Kriterien sollte man entscheiden?
Man kann sich auf jeden Fall von dem Künstler oder der Künstlerin, für den/die man sich entschieden hat beraten und inspirieren lassen. Aber es ist meistens tatsächlich von Vorteil, wenn das Motiv einem etwas bedeutet und nicht nur eine Modeerscheinung ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass einem das Tattoo auch in 10 Jahren noch gefällt ist dann nämlich viel höher. Abgesehen davon, sollte man sich dessen bewusst sein, dass sich der persönliche Geschmack über die Jahre hin verändern kann. Dennoch spiegeln Tattoos den Teil des Lebens wieder, in dem man es sich hat stechen lassen. Auch ich würde mir mein kleines Sternchen nicht noch einmal genau so stechen lassen, aber wenn ich es betrachte, finde ich mich darin trotzdem wieder, weil ich weiß ich habe mir damals meinen kleinen Traum erfüllt.
Wann sollte man sich nicht tätowieren lassen?
Dir wird wahrscheinlich kein*e Tätowierer*in begegnen, der/ die dich betrunken stechen lassen wird, oder wenn du chronische Krankheiten hast, Hautprobleme, schwanger bist etc. Außerdem sollte man sich nicht tätowieren lassen, wenn sich über das Motiv doch nicht ganz so sicher ist. Lieber nochmal ein Jahr warten und schauen, ob einem die Idee immer noch so gut gefällt. Die Möglichkeiten laufen einem ja nicht weg und es ist wirklich blöd, wenn man sein Tattoo nach kurzer Zeit schon bereut.
Time goes by… Wie lange dauert das Stechen?
Die Zeit des Stechens hängt ganz von der Technik und vom Motiv ab. Bei der Technik ist zu beachten, dass Hand-Poke Tattoos länger dauern als mit der Maschine gestochen, dafür aber auch von der Machart anders sind und vom Stil her anders aussehen. Im Allgemeinen sollte man jedoch auch für kleinere Motive ca. eine Stunde einplanen, da alles in Ruhe besprochen werden sollte, und alle Fragen rund um die Vor- und Nachsorge geklärt werden sollten.
Wie finde ich den richtigen Künstler oder das richtige Studio?
Viele Studios haben bereits einen bestimmten Stil, den sie vertreten, daher kann man einfach mal ein Studio seiner Wahl besuchen und sich die Mappen der dort arbeitenden Küntler*innen anschauen. Ein anderes gutes Medium, um sich zu informieren, ist Instagram, weil viele Artists schon ihren eigenen Account haben, auf dem sie ihre Werke präsentieren. Und wie bereits erwähnt, ist der Wohlfühlfaktor extrem wichtig. Wenn die Kommunikation blöd ist, oder das erste Kennenlernen nicht so stimmig ist, sollte man die Studio- oder Künstler*innen-Wahl noch einmal überdenken. Dabei können auch die Beratung und ein Erfahrungsaustausch mit Freunden sehr hilfreich sein.
Hier findet ihr den schönen Account der lieben Lola: