Eine Nacht zum Loslassen: Mit „Juicy & Shine“ startet Sandra Wurster Deutschlands erste fat-friendly Clubnacht. Was dahintersteckt, verrät sie im Interview.
Von wegen stillhalten und lächeln – am 27. Juni wird getanzt. Und zwar wild, juicy und voller Selbstbewusstsein. Mit Juicy & Shine geht Deutschlands erste fat-friendly Clubnacht in Stuttgart an den Start – eine Party, die so viel mehr ist als nur Tanzen bei Beats und Drinks. Sie ist ein Manifest. Für Akzeptanz, für Sichtbarkeit, für Freiheit im eigenen Körper. Hinter dem Event steht Sandra Wurster – Speakerin, Autorin, Tanzpädagogin und OG-Bauchfrau.
Was aus einer ganz persönlichen Sehnsucht entstand, hat mittlerweile das Zeug zur Bewegung. Und trifft einen Nerv: In Zeiten, in denen der „Skinny Talk“ wieder lauter wird und Social Media überholte und schädliche Schönheitsideale neu aufpoliert, schafft Juicy & Shine einen Safe Space – ganz ohne Bodyshaming, Scanner-Blicke oder Club-Regeln, die nur für Size Zero gelten.
Wir haben mit Sandra Wurster über die Entstehung des Projekts gesprochen – und darüber, was Tanz, Cupcakes und Sisterhood miteinander zu tun haben.
JUICY & SHINE – Die erste fat-friendly Clubnacht Deutschlands.
Sandra Wurster im Interview
Was war der allererste Impuls, der in dir das Bedürfnis geweckt hat, genau dieses Event auf die Beine zu stellen?
Sandra Wurster: Ich habe gemerkt, dass mir in meinem Alltag als Speakerin, Autorin und Coach etwas fehlt: der reine, ungefilterte Spaß. Ich wollte nicht nur über Genuss sprechen, sondern ihn konkret erfahrbar machen – für mich und für andere. So entstand die Idee, ein neues Club-Erlebnis zu schaffen, das heilend wirkt und Frauen stärkt.
Den Anstoß gaben DJ-Frauen mit größeren Körpern, die sich kraftvoll und sichtbar feiern – das hat mich tief berührt. Diese Bilder haben etwas in mir zusammengefügt. Ich habe meine Community gefragt – und die emotionale Resonanz war überwältigend. Da wusste ich: Es ist Zeit.
Was bedeutet Tanzen für dich persönlich – auch im Kontext von Körpergefühl und Selbstermächtigung?
Tanz ist für mich Medizin. Früher war er auch Flucht – ein Rückzugsort in schwierigen Kindheitsjahren. Mein Körper war die Bühne, auf der ich mich sicher fühlen konnte. Und zugleich war Tanz eine Quelle für Verbindung, Emotion, Lebendigkeit.
Ich finde, wir sollten Tanz nicht nur als etwas Ästhetisches betrachten, sondern als etwas Ursprüngliches. Kleinkinder tanzen, bevor sie laufen – das zeigt doch: Rhythmus und Bewegung liegen in unserer Natur.
Besonders für Frauen, die oft durch gesellschaftliche Normen von sich selbst entfremdet sind, kann Tanz eine Rückverbindung sein – zu sich selbst, zum eigenen Körper, zur eigenen Kraft.
Wie war deine eigene Reise zur Selbstliebe – gab es Aha-Momente, Rückschläge, Durchbrüche?
Puh – schwer in wenigen Worten zu sagen. Ich habe darüber drei Bücher geschrieben, aber eines ist mir wichtig: Der Weg ist kein Ziel, sondern ein Prozess. Und Rückschläge gehören dazu.
Manchmal merkt man, dass sich etwas verändert hat – nicht nur, weil man weiß, dass es gut ist, sondern weil man es wirklich fühlt. Doch es geht nicht darum, etwas zu „beweisen“ oder in Selbstoptimierung zu verfallen.
Man darf auch einfach sein. Man schuldet niemandem Heilung. Du darfst dein Tempo haben – oder dich entscheiden, gerade gar nicht zu wachsen. Das ist auch okay.
Warum war dir wichtig, dass nur weiblich gelesene Personen Zutritt haben – auch beim Personal?
Ganz klar: Männer sind bei Juicy & Shine nicht willkommen. Das hat einen Grund. Viele Frauen – mich eingeschlossen – kennen diese Scanner-Blicke von Männern im Club. Sie sind unangenehm, verunsichernd und rauben einem die Energie.
Wir brauchen einen Raum, in dem diese Art von Bewertung nicht stattfindet. Ein Safe Space. Deshalb ist fast alles bei diesem Event von Frauen für Frauen organisiert: DJ, Bar, Awareness-Team. Nur bei den Türsteher ist es mir noch nicht gelungen ….
Ich finde, „nur Frauen“ greift dabei zu kurz. Es geht um weiblich gelesene Personen – also auch um Menschen, die sich in diesem Raum sicher und zugehörig fühlen, unabhängig vom binären Geschlechterverständnis.
Du betonst: Kein Platz für Bodyshaming. Wie stellt ihr sicher, dass Juicy & Shine wirklich ein Safe Space ist?
Natürlich kann ich nichts garantieren – aber ich setze sehr klar Erwartungen, schon im Vorfeld. Wer kommt, weiß, worum es geht. Wer stören will, passt einfach nicht zu dem Vibe – und wird das auch merken.
Ich selbst bin nicht nur zum Tanzen da, sondern werde präsent sein, Gespräche führen und ein Auge auf die Atmosphäre haben. Außerdem gibt es ein Awareness-Team, das jederzeit ansprechbar ist – für jede Art von Unwohlsein, auch wenn es nichts mit außen zu tun hat.
Und wir starten bewusst schon um 20:30 Uhr – damit auch Menschen, die früh ins Bett gehen, Mütter oder einfach Menschen mit anderen Lebensrhythmen, ohne Druck teilnehmen können. Es gibt vorab sogar einen kleinen Workshop für alle, die sich beim Tanzen unsicher fühlen.
Was war die größte Herausforderung beim Planen der Party?
Ganz klar: das Organisatorische selbst. Ich bin ja eigentlich voll ausgelastet mit meinem Hauptberuf – und dachte naiv: „Ach komm, so eine Party, das kriegst du schon hin.“ Aber jetzt merke ich, wie viel Aufmerksamkeit es bekommt – mit Anfragen von Fernsehen, Radio und Co. – und dass ich da gar nicht so schnell hinterherkomme.
Ich gebe mein Bestes, aber es ist echt viel. Die Nachwehen der Nachtschichten werden dann einfach am 27. Juni ordentlich weggetanzt! Ich bin gespannt, ob die Message wirklich die Menschen erreicht, für die dieses Event gedacht ist – der Ticketverkauf darf jedenfalls gerne noch etwas anziehen.
Wie ist die bisherige Resonanz auf die Party-Idee?
Die Resonanz ist einfach wunderschön. Ganz viel Liebe, Mitgefühl, Verständnis – und viele Frauen sagen offen, dass sie gerade wenig Lust auf Männer im Club haben. Es fühlt sich an wie ein echtes kollektives Aufatmen. Was das dann konkret bedeutet, werden wir am Abend selbst spüren.
Body Positivity war mal überall – jetzt ist wieder „Skinny im Trend“. Was macht das mit dir?
Ich persönlich habe mich davon distanziert. Ich folge keinen solchen Inhalten und habe eher durch Gespräche und Medien davon gehört, als dass ich es direkt bei TikTok oder Instagram mitbekommen hätte.
Trotzdem merke ich, dass sich Dinge verändern: weniger Plus-Size-Models, weniger Kooperationen – also ja, es ist spürbar. Aber ich bin inzwischen an einem Punkt, wo ich solche Dinge zwar wahrnehme, aber nicht mehr persönlich nehme. Ich weiß, dass mein Wert nicht an Kleidergrößen gebunden ist – weder in der kleineren, noch in der größeren.
Für viele andere ist das aber verunsichernd – weil es eben zeigt, wie sehr mit dem Frauenkörper gespielt wird. Trends werden gemacht, um uns zu manipulieren. Deshalb ist es so wichtig, eine innere Sicherheit zu entwickeln – unabhängig davon, was außen gerade als „ideal“ verkauft wird.
Was würdest du jungen Menschen sagen, die sich von solchen Trends verunsichern lassen?
Ich würde sagen: Es wird immer neue Trends geben. Das ist leider Teil des Systems. Die Frage ist, wie abhängig wir von diesen äußeren Bildern sind. Wenn wir beginnen, unseren Selbstwert mehr aus unserem Inneren zu schöpfen, sind wir nicht mehr so leicht zu verunsichern.
Natürlich darf man sich mal davon mitreißen lassen – wir sind alle Menschen – aber je mehr du dich selbst kennst, desto mehr erkennst du: Das bin ich, und ich muss mich nicht nach jedem neuen Ideal verbiegen.
Wird es weitere Ausgaben von Juicy & Shine geben – vielleicht auch in anderen Städten?
Ich hoffe es sehr! Wenn alles gut läuft, wenn die Tickets sich noch gut verkaufen, dann kann ich mir das total vorstellen – und wünsche es mir wirklich von Herzen. Also: Daumen drücken – und vielleicht gibt’s bald Juicy & Shine on Tour!
Die wichtigsten Infos zur Party:
Wann & Wo:
27. Juni 2025, ab 20:30 Uhr, Boa Discothek, Stuttgart-Mitte (Tübinger Str. 12)
Einlass & Check-in bereits ab 18:00 Uhr zum optionalen Dance-Workshop.
Dance-Workshop mit Sandra:
Ab 18:00 Uhr – keine Vorkenntnisse nötig. Haltung, Attitude und pure Freude!
Tickets & mehr Infos:
Hol die HIER dein Ticket
Instagram: @juicyandshine.night
Special Goodie:
Die ersten 50 Ticketkäufer:innen bekommen einen Cupcake-Gutschein von Cupcakes & Bagel für ein After-Juicy-Frühstück am Wochenende.
Pre-Party zum BitchFest:
Juicy & Shine ist der offizielle Kick-off zum BITCHFEST, dem Female Empowerment Event des Jahres am 28. Juni in der Stuttgarter Staatsgalerie.
Wir sehen uns dann auf der Tanzfläche!
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