Starke Stimmen, starke Kurven… diese Ladies bieten beides, und wie!
Was haben Ella Fitzgerald, Etta James, Aretha Franklin und Patti Labelle gemeinsam? Die vier stimmgewaltigen Ladies brachten alle drei Pfund mehr auf die Waage. Hat das je wen gestört? Nein! Wurde es je thematisiert? Nö! Warum auch?
Die „Grandes Dames“ des Jazz, R&B und Soul haben würdige Nachfolgerinnen gefunden: Adele, Jill Scott, Beth Ditto und Brittany Howard, um nur einige zu nennen, treten in die stimm- und charaktergewaltigen Fußstapfen der legendären Damen. Die nächste Generation überzeugt mit einzigartiger Stimme und Persönlichkeit. Wie ihre „Vorgängerinnen“ werden sie bejubelt und verehrt, anders jedoch als diese müssen sie sich immer wieder unschöne Kommentare über ihre üppige Figur oder unangenehmen Fragen – meist „nett“ verpackt – zu ihren Kurven gefallen lassen. Wir finden: völlig überflüssig!
Sound & Colour
Wen interessiert schon Brittany Howards Figur, wenn sie mit den Alabama Shakes die Bühne rockt. „Ihre“ Jungs Zac, Heath und Steve fest im Griff dirigiert sie die Band – ein Blick, eine kleine Handbewegung und die Band spielt nach ihrem Takt und definiert den Begriff „auf den Punkt“ neu. Howard spielt und singt sich mit Leidenschaft und Seele durch das Set, phrasiert, nuanciert, mal gefühlvoll leise, mal laut haucht sie den Songs Leben ein – eine Urgewalt im wild gemusterten Vintage-Kleid, Nerd-Brille und 50ies-Tolle, die so gar nicht zur Les Paul, die sie meisterlich beherrscht, passen wollen. Am 12. Juli gab sie in Nashville ihr Live-Debut mit „The Bermuda Triangle“ – ihr neues Bandprojekt mit den Americana Singer/Songwriter Jesse Lafer und Becca Mancari… keine Sorge, nur so nebenbei, den Alabama Shakes bleibt sie erhalten. Wir dürfen uns also aufs nächste Album freuen… hoffentlich bald!
Klein, stark, schwarz
… gemeint ist nicht die Koffeindosis in Kleinform, sondern eine kleine, schwarzhaarige Granate: Beth Ditto, ehemalige „Gossip“-Frontfrau. Spätestens mit der Single „Heavy Cross“ kam man auch hier nicht mehr an ihr vorbei – wer war dieses 1.58 Meter kleine Kraftpaket, das mit überschäumender Energie die Musik- und letztendlich auch die Modewelt rockte. Konventionen? Beth pfeift drauf, nimmt bösen Zungen mit ihrer Unbekümmertheit den Wind aus den Segeln. Auch in Sachen Mode krempelt sie alles um – ob in der von Herrn Lagerfeld eigens für sie entworfenen Chanel-Kreation oder auf den Laufstegen von Jean-Paul Gaultier und Marc Jacobs. Mit ihrer eigenen Kollektion sowieso: „Kompromisslose, mutige und zeitlose Must-Haves jenseits schnelllebiger Trends“ – überaus gelungen, finden wir! Im Moment steht allerdings die Musik im Mittelpunkt – am 16. Juni 2017 erschien ihr erstes Solo Album „Fake Sugar“ … 12 Pop-Rock-Songs, die mitreißen und rocken, aber auch die durchaus weiche, romantische Seite der sympathischen, lauten Frau aus Arkansas zeigen. Kleiner Vorgeschmack gefällig? Dann in unsere Playlist reinhören!
No Skinny Minni
In einem Interview mit Anderson Cooper für die CBS-Sendung „60 Minutes“ sagte die damals 23-jährige Adele: „Ich bin kein Klappergestell, dass große Brüste zur Schau stellt“, und möchte dies auch nicht ändern, um’ es auf ein Magazincover zu schaffen. Nonchalant fügt sie hinzu „Ich mache Musik für die Ohren, nicht für die Augen“ – dabei kann sie beides: Adele ist immer eine elegante Erscheinung. Mit einer gewaltigen Stimme, die ihr zahlreiche Auszeichnungen bescherte inklusive Grammy, Golden Globe und Oscar für ihre James Bond-Hymne „Skyfall“. Drei lange Jahre später kam ihr ersehntes drittes Album „25“auf den Markt – und brach weltweit Verkaufsrekorde. Immer wieder gelingt es ihr uns zu bezaubern – mit ihrer Musik, ihrer Stimme aber auch mit ihrer sympathischen, unprätentiösen Art und ihrem mitreißenden Humor. Gerne lacht sie über sich selbst – auf dem Beifahrersitz in James Cordens „Carpool Karaoke“ zum Beispiel, wo sie uns mit Selbstironie und Kodder-Schnauze – „dirt mouth“ wie sie es nennt – Lachkrämpfe bescherte. In erster Linie ist sie Mensch – ihre diskrete Unterstützung der Grenfell Tower-Opfer ist bemerkenswert. Und weil sie so ist, wie sie ist, müssen wir leider eine Weile auf sie verzichten: Nach ihrer anstrengenden Welttournee, deren beiden letzte Konzerte aufgrund von Stimmbandproblemen absagen musste, legt sie erst mal Pause ein. Fünf Jahre möchte sie dem Rampenlicht fernbleiben, um, so ein Insider, „einfach nur wieder eine ganz normale Mama zu sein“ – es sei ihr gegönnt!
Wir lieben diese starken Vorbilder, ihre einzigartigen Stimmen und ihre Selbstsicherheit. Und weil wir nicht genug kriegen können, gibt’s gleich mal ’ne Playlist mit dem Besten, was die Ladies zu bieten haben… viel Spaß mit diesen besonderen Damen, die ihr kurviges Ich lieben!