Internationaler Pop/EDM Sound trifft auf aufrichtige und direkte deutsche Texte, die unter anderem von der Beziehung zum eigenen Körper handeln – das ist HILLA. Wir stellen euch unsere Women we love im Interview vor.
Obwohl die Sängerin HILLA ihr Künstlerprojekt erst 2019 gegründet hat, konnte sie schon einige Erfolge verbuchen: über 20 Millionen Spotify Streams, Radio-Airplay auf Bayern 3 und BigFM, Förderung durch die Initiative Musik, erste Auftritte, unter anderem als Vorband von Frida Gold, Signing beim Meisel Verlag, ein Vertriebsdeal bei Believe und ein Management-Deal mit Steffen Harning.
You go girl! Am 24. September erscheint ihre Single “Immer noch ich”. Hier könnt ihr den Song presaven.
Musik mit Message: HILLA
The Curvy Magazine: Wann hast du angefangen, Musik zu machen?
HILLA: “Von Kindesbeinen an. Seit ich denken kann, habe ich den ganzen Tag Melodien vor mich hingesungen, meine LieblingskünstlerInnen imitiert und Texte vor mich hin improvisiert, von denen ich dachte, sie würden wie Englisch klingen. Dann hatte ich musikalische Früherziehung, Klavier- und Gesangsunterricht und habe als Jugendliche schon in der Schul-Big Band und in Coverbands gesungen. Nach meinem ersten Lehramts-Staatsexamen für die Fächer Musik und Englisch habe ich dann mit zwei Freunden ausschließlich für andere Künstler*innen Songs geschrieben, bis ich meinem eigenen inneren Ruf gefolgt bin und 2019 mein eigenes Künstlerprojekt HILLA gestartet habe.”
Was inspiriert deine Musik?
“Wenn ich ehrlich bin, ist meine Musik im Grunde nichts anderes als Selbsttherapie. Diese Erkenntnis hat einige Zeit gebraucht, aber umso mehr stehe ich heute dazu. Ich schreibe und singe mir Gedanken und Gefühle von der Seele. Und es gibt nichts Schöneres, als wenn andere Menschen sich in deinen Worten wiederfinden und ein Lied zu ihrem eigenen machen.”
Selbstliebe üben
Welche Erfahrungen hast du mit Bodyshaming gemacht?
“Die größte Erfahrung, die ich wohl mit dem Thema gemacht habe, ist, dass ich mir selbst das Leben, das ich jetzt lebe, Jahre lang verwehrt habe. Ich habe von klein auf sehr viele Medien unreflektiert konsumiert und war auch aufgrund meines Umfelds und gesellschaftlichen Drucks der festen Überzeugung, dass ich nur wertvoll und liebenswert bin, und auch nur dann Sängerin sein könnte, wenn ich schlank bin.
Damals war ich gerade mal 7 Jahre alt, und alles andere als dick. Dennoch begann zu dieser Zeit meine Binge-Eating-Essstörung, mit der ich bis heute zu kämpfen habe. Erst vor wenigen Jahren habe ich verstanden, was eigentlich dahinter steckt, und dass es eine Krankheit, und keine Faulheit oder Undiszipliniertheit ist. Ich war selbst in einer psychosomatischen Klinik und übe mich seitdem jeden Tag aufs Neue in Selbstliebe. Und die größte Form von Selbstliebe, die ich mir geben konnte, war, dass ich HILLA ins Leben gerufen habe und nun selbst auf der Bühne stehe und von meinen Gefühlen singe. Und das habe ich mir selbst hart erarbeitet.”
Wie würdest du deine Beziehung zu deinem Körper beschreiben?
“Die ist gerade dabei zu heilen. Ich kann mich kaum an Phasen meines Lebens erinnern, in dem ich ihn nicht abgelehnt hätte. Erst seit circa 2 Jahren kann ich mich mit anderen Augen betrachten. Das funktioniert natürlich nicht immer und es ist ein langer Weg, aber meine Gedanken und Gefühle über meinen Körper und mich werden immer liebevoller.”
“Immer noch ich”
Wovon handelt deine neue Single?
“Meine neue Single „Immer noch ich“ erzählt genau von dieser Selbstliebe-Reise. Von dem Punkt absoluter Selbstablehnung und in dem Zuge auch Selbstzerstörung (in meinem Fall Binge-Eating) hin zur bedingungslosen Selbstannahme. Es ist ein sehr persönlicher Song und der Text ist so direkt, dass ich bei manchen Zeilen selbst immer noch zusammenzucke. Ich ziehe selbst so viel Kraft aus diesem Lied, weil ich mir eben selbst so lange verboten habe, ich selbst zu sein und mich so zu kleiden und zu bewegen, wie ich es wirklich will. Und ich würde mir wünschen, dass ich der*dem ein oder anderen einen Impuls mit dem Lied geben kann. Eine Inspiration, jeden Tag ein bisschen mehr die Person zu werden, die sie immer sein wollten, aber von der sie dachten, sie dürften sie erst sein, wenn sie schlank sind. Klingt vielleicht kitschig, aber das ist mein Traum.”
Welche Projekte hast du für die Zukunft geplant?
“Ende des Jahres kommt noch eine zweite, thematisch ähnliche Single, die ich als kleine Schwester von „Immer noch ich“ betrachte. „Mahnmal“ handelt von meiner Essstörung und den Gefühlen, die sie in Gang gesetzt haben. Den Song hatte ich in der Klinik geschrieben und er war ursprünglich nur zur Selbstheilung gedacht und nicht zur Veröffentlichung. Nachdem ich aber verstanden hatte, was ich anderen Betroffenen damit geben kann, habe ich mich umentschieden. Auf lange Sicht betrachtet habe ich noch so einiges vor und werde nicht müde werden, die Themen zu besingen, die in unserer Gesellschaft endlich mal auf den Tisch gebracht werden müssen.”
Dafür danken wir dir, liebe HILLA, und wünschen dir viel Erfolg mit deiner Musik!