In unserer aktuellen Frühlings-Ausgabe haben wir bereits darüber berichtet, was die Diätindustrie wirklich mit uns macht. Zum heutigen Anti-Diät-Tag teilen wir ein paar Gedanken mit dir, warum der eigene Wert nicht von Gewicht abhängt.
Eine Freundin erwähnte letztens in einem Gespräch, dass sie lange Zeit keinerlei Berührungspunkte mit dem Thema Diäten hatte. Mir kommt diese Aussage so fern von meiner eigenen Realität vor, dass ich sie erst einmal gar nicht fassen konnte. Nach und nach ploppten Bilder von einem Leben in meinem Kopf auf, in dem ich mich nicht mit Dezimalstellen, die auf der Waage anzeigt wurden, abquälte. In dem ich nicht in manchen Phasen einzelne Lebensmittel abwog, um zu wissen, wie viel verhasste Kalorien auf meinem Teller lagen. In dem ich mich nicht in einem Diät-Teufelskreis verfangen hatte, der letztendlich das eigentliche Problem war. Nicht mein Gewicht. Nicht mein Körper. Ich fragte mich, wie es war, als Teenagerin in den Spiegel zu sehen und mich dabei nicht mit meinem Blick in gute Teile von mir und in schlechte aufzuteilen.
Wir sind mehr als unsere Körper!
Wenn es etwas zu betrauern gibt, dann nicht meinen Körper, sondern die Zeit, die ich mit Diäten verschwendet habe. Irgendwann hat es mich wütend gemacht, Anzeigen für Diätpillen in Mode-Magazinen zu sehen. Ständig damit konfrontiert zu werden, dass man sich doch optimieren müsse. Indem ich früher versucht habe, meinen Körper zu reduzieren, habe ich mich im Endeffekt selbst auf meinen Körper reduziert. Aber wir sind alle mehr als unsere Körper. Mehr als das, was Schönheit vermeintlich sein soll.
Schönheit kann man nicht messen
Wenn man länger darüber nachdenkt, ist es absurd, dass es eine Formel geben soll, die auf alle Körper zutrifft. Egal, ob das der BMI ist oder eine Diätstrategie. Ein Körper ist ein komplexer Mechanismus, dessen Gesundheit von so vielen Faktoren abhängt. Warum sollte man mit einer Kilogramm-Angabe messen können, wie schön jemand ist? Das ist in etwa so absurd, als wollte man ein ‘großes Herz’ messen.
Es spricht überhaupt nichts dagegen, auf die eigene Ernährung zu achten. Aber die Frage ist immer, warum man es tut. Ob man es tut, um dem zu entsprechen, was uns als Ideal präsentiert wird oder um dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun. Natürlich ist es nicht so einfach, das gedanklich zu trennen. Dafür braucht es Zeit, Geduld und sich vor sich selbst verletzlich zu machen.
Wenn es um die Diskriminierung von mehrgewichtigen Menschen geht, tut sich momentan einiges. Body Mary unterstützt eine Petition, die sich gegen Gewichtsdiskriminierung einsetzt. Julia Kremer und Verena Prechtl machen mit ihrer Kampage #respectmysize das Fatshaming in unserer Gesellschaft sichtbar. Charlotte Kuhrt spricht in ihrem Podcast ‘Fette Gedanken’ offen über Selbstliebe und die Beziehung zum eigenen Körper.
Hast du abgenommen???
Fest steht auf jeden Fall, dass wir nicht allein mit diesem Problem sind. In dem Gespräch über Diäten erzählte eine andere Freundin davon, dass sie sich von ihrer Familie unter Druck gesetzt fühlt. Dass sie in den Augen ihrer Familie entweder zu wenig wiegt oder zu viel. “Hast du zugenommen? Hast du abgenommen?” Das sind Fragen, die wir alle schon oft gehört haben. Bisher habe ich noch nicht die perfekte Antwort darauf gefunden.
Aber vielleicht geht es auch gar nicht darum, anderen darauf zu antworten. Sondern darum, was die Frage im eigenen Kopf auslöst. Nicht der erste Gedanke oder das erste Gefühl zählt dabei. Denn das ist meistens der Impuls, sich nach Fehlern und Makeln abzusuchen. Es zählt, was wir damit machen. Ob wir bei der nächsten Mahlzeit jede Erbse zählen oder versuchen, uns anzunehmen und zu verstehen, dass Schönheit vielleicht im Auge des Betrachters liegt, aber nicht vom Betrachter abhängig ist.
Auf die Frage ‚Willst du nicht eine Diät versuchen?‘ habe ich allerdings eine ganz klare Antwort: Nein.
2 Kommentare
Kommentarfunktion ist ausgeschaltet.