Feminismus bedeutet mehr als politisch und gesellschaftlich für Gleichberechtigung zu kämpfen. Vor allem im Alltag gestaltet es sich schwierig, aus den gewohnten Geschlechter-Mustern auszubrechen.
Vor kurzem bin ich in meine neue Traum-Wohnung eingezogen – Glücksgefühle pur! Beim Umzug halfen mir mein Vater und ein paar männliche Freunde. Als ich mit einer Freundin etwas ratlos in meiner alten Küche stand, während mein Vater die Spülmaschine abbaute, sagte ich im Scherz zu der Freundin: “So viel zum Thema Feminismus!”
Gerade bei Umzügen ist mir immer wieder aufgefallen, wie klassisch die Geschlechter-Rollenverteilung dabei ist. Ich habe auch schon viele Umzüge hinter mir, bei denen ich die schwersten Möbel durch die Gegend getragen habe. Aber meistens ist es dann doch so, dass die Männer sich um die Elektro-Geräte kümmern und die Frauen packen oder putzen.
Öfter etwas Neues
Bei Einbau meiner Küche dachte ich mir, dass ich vielleicht dieses Mal etwas genauer hinsehen sollte, wenn mein Vater die Küchengeräte einbaut. Also stellte ich ihm ein paar Fragen, welche Rohre wo angeschlossen werden müssen und woher er das eigentlich alles weiß. Mein Vater meinte, er habe sich das selbst beigebracht – ich finde das ziemlich beeindruckend!
Als er mir einen kleinen Werkzeugkasten als Geschenk mitbrachte, freute er sich richtig darüber, dass ich jetzt nicht mehr komplett aufgeschmissen bin. Tatsächlich kam ich mir schon ziemlich fähig vor, als ich in meinem Flanellhemd dann an den Rohren rumschraubte. So kompliziert ist das Ganze nämlich eigentlich gar nicht. Und sollte es erst recht nicht sein, wenn man bedenkt, dass ich Akademikerin bin und es eigentlich gewohnt bin, mich in etwas hineinzufuchsen. Also – öfter mal etwas Neues!
Feminismus bedeutet Freiheit
Ich will solche Sätze wie “Das ist nur etwas für Frauen/Männer” nicht mehr hören. Ich kann als Frau machen, was ich will. Auch wenn ich gerne Holzfällerhemden trage und jetzt zumindest ansatzweise weiß, wie man eine Küche zusammenbaut, kann ich genauso noch Disney-Prinzessinnen feiern und Übernachtungspartys zelebrieren. Und mir ist es wichtig, dass ich lebe, was ich predige. Ich will kein Schild mit der Aufschrift “Überzeugte Feministin” vor mir hertragen, wenn ich die “Männer”-Arbeiten dann letztendlich unkommentiert den Männern überlasse.
Mir ist auch beispielsweise aufgefallen, dass ich noch nie in meinem Leben den ersten Schritt gemacht und einen Mann geküsst habe. Ähnliches erzählen meine Freundinnen über sich. Ich bin mir immer noch unsicher, ob es daran liegt, dass ich schüchtern bin, was so etwas anbelangt, oder ob ich selbstverständlich von einem Mann erwarte, dass er auf mich zugeht.
Dasselbe gilt für Komplimente. Ich habe das Gefühl, Frauen werden eher mit Liebesbekundungen und Komplimenten überschüttet als Männer. Natürlich kann man das nicht pauschalisieren! Aber unsere Sozialisierung beinhaltet, dass Frauen gesellschaftlich als sensibel wahrgenommen werden und deshalb Zuspruch und Zuneigung brauchen. Ich würde behaupten, dass das jeder Mensch braucht.
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