Für curvy Frauen scheint Selbstbewusstsein ein zweischneidiges Schwert zu sein. Aber woran liegt das?
Als Curvy hört man immer wieder Kommentare wie “Sei doch selbstbewusster!” und auf der anderen Seite aber auch “Wie mutig von dir, dass du das machst, obwohl du dick bist!”. Dass Zweiteres nicht unbedingt ein Kompliment ist, scheinen viele nicht zu verstehen.
Wenn wir aufgrund unseres Körpers von außen immer wieder mit dem Thema Selbstbewusstsein konfrontiert werden, machen wir uns natürlich Gedanken darüber, wie es wirklich um unser Selbstbewusstsein steht. Bin ich wirklich weniger selbstbewusst, weil ich mich manchmal in meinem Körper unwohl fühle? Liegt der Grund dafür wirklich in mir selbst?
Was wäre wenn …
In den Medien wird immer wieder folgende Frage thematisiert: “Was wäre wenn…”. Egal, ob in Romcoms, Romanen oder sogar in der Politik – als Menschen stellen wir uns diese Frage ständig. Vielleicht habt ihr auch schon einmal die Frage gehört: “Wenn es eine Pille gäbe, mit der du sofort dein Gewicht verlieren könntest, würdest du sie nehmen?”
Ich stelle mir manchmal die Frage: Angenommen ich würde seit Jahren allein in einer Waldhütte leben – würde mein Körper mich so sehr beschäftigen? Was würde ich sehen, wenn ich in den Spiegel schaue? Diesen Gedanken liegt die Überlegung zugrunde, ob Selbstbewusstsein davon abhängt, wie andere Menschen uns betrachten und beurteilen.
Vor ein paar Jahren hätte ich nicht beantworten können, wie ich unabhängig von der Gesellschaft zu meinem Aussehen stehe. Schon allein, weil ich mich nicht selbst mit meinem Körper beschäftigt habe, sondern nur aufgesogen habe, welche Meinung andere Menschen zu Schönheit hatten. Sprich: Um schön zu sein, musst du dünn sein. So wurde es in den Medien suggeriert. So konnte ich es im Alltag beobachten. Als Teenagerin war mein oberstes Ziel – so wie das der meisten leider – schön, also dünn sein.
Was siehst du im Spiegel?
Seit einiger Zeit bilde ich mir bewusst selbst eine Meinung zum Körper-Thema – nicht mithilfe von Germany’s Next Topmodel, sondern mithilfe von curvy Fashion-Blogger*innen oder Aktivist*innen, die sich gegen Fat Shaming einsetzen. Und seit mir klar geworden ist, dass ich Fettfeindlichkeit internalisiert habe, schaue ich mit einem ganz anderen Blick in den Spiegel.
Ich bin mir sicher, dass curvy Selbstbewusstsein kein unantastbarer Ort im Inneren ist, den man nur selbst gestalten kann. Natürlich kann man darauf achten, wie man über sich selbst denkt, wie man mit sich selbst umgeht und dass man bewusst stolz darauf ist, was man geschafft hat. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist das, was von außen kommt. Es beeinflusst das Selbstbewusstsein, mit Kommentaren konfrontiert zu werden, die darauf abzielen, dass man sich ändern solle. Wie paradox ist es, wenn curvy Frauen in unserer Gesellschaft gleichzeitig vermittelt wird: “Reiß dich zusammen, sei selbstbewusster” und “So wie du aussiehst, ist es erstaunlich, dass du selbstbewusst sein kannst”. Es sollte nich “mutig” sein, ein Leben wie jeder andere Mensch zu führen, obwohl man curvy ist. Ich entscheide, was ich kann und nicht irgendjemand anderes. Genauso wie ich entscheide, ob ich mich schön und selbstbewusst fühle. Ich mache mich nicht dafür fertig, wenn ich es an manchen Tagen nicht tue.
Curvy Selbstbewusstsein
Letztendlich gehört dein Körper nur dir und du entscheidest, wie du zu ihm stehst. Trotzdem ist es natürlich nicht so einfach, das abzuschütteln, was man in den Medien sieht, die dummen Kommentare und die fehlende Sensibilität für das Körper-Thema. Gib dir Zeit und konzentriere dich auf dich selbst. Zieh deine schönsten Dessous an und scheiß auf das, was andere über deinen Körper denken. Selbst wenn das erst einmal nur für einen Moment funktioniert.
Du willst aktiv an deinem Selbstbewusstsein arbeiten? Wir haben Tipps für dich gesammelt, wie du dich selbst challengen kannst.